Marmeladerie – Plötzlich Selbstversorger

Bei dem Stichwort Selbstversorgung habe ich immer Bilder von hart arbeitenden Bäuerinnen im Kopf, die tagein, tagaus lange Reihen an Kohlköpfen, Stangenbohnen und anderen Gemüsen bis hin zu den Radieschen für die Dekoration des Abendessens hegen und pflegen. Und wenn die Ernte eingebracht ist, geht es weiter mit nächtelangem Einkochen oder anderen Haltbarmachungstechniken.
Es ist sicher richtig, dass Selbstversorgung anstrengend ist und längst nicht so pittoresk wie Internetseiten oder Bildbände es darstellen, doch vieles von den geschilderten Bildern findet wohl eher in meinem Kopf statt und nicht im tatsächlichen Leben.
Daher immer wieder vielen Dank an Byron Katie und Jana Steinmaier, die genau diesen Bildern, die nur im eigenen Kopf existieren, auf die Schliche kommen. Die Wirklichkeit ist nämlich, dass ich längst Selbstversorger bin. Nur eben nicht für Gemüse, sondern für Marmelade, Fruchtaufstrich und Gelee.

Ganz nebenbei, ohne es je geplant zu haben, bin ich zum Marmeladen-Selbstversorger geworden. Angefangen hat es wohl damit, dass „Frühstücken“ eine meiner liebsten Beschäftigungen ist. Ich liebe es, den Tag in einer langen Schleife aus Teetrinken, Bücherlesen und Schreiben zu beginnen. Sobald es warm genug ist, ziehe ich nach Draußen. Der Blick in den Garten ist beruhigend und inspirierend zugleich. Ein fester Bestandteil dieser Form des Frühstückens ist die eigene Marmelade. Seit einigen Jahren stelle ich sie regelmäßig selbst her. Durchaus den Klassiker „Erdbeere“ aber auch ab und an Experimente wie „Orange & Ananas“ und mittlerweile habe ich einige etablierte Sorten, die ich jedes Jahr für den Eigenbedarf noch produziere.

Was ich im Gegensatz zur Selbstversorgung einmal geplant hatte, war der Verkauf von Marmelade und Gelee. Ich überlegte, ob es möglich ist mit ausgewählten Sorten und kleinen Mengen von 50 bis 100 Gläsern auch in den Verkauf zu gehen. Dafür hatte ich bereits angefangen, eine genaue Liste der Zutaten und Produktionsschritte zu führen. Außerdem füllte ich jedes Mal zwei kleine Gläschen ab, die gesondert aufbewahrt und nicht aufgegessen wurden, um im Zweifelsfall zeigen zu können, wie sich das Produkt durch die Lagerung verändert bzw. ob es nach ein, zwei oder gar fünf Jahren noch essbar ist. Letztlich habe ich den Plan wieder aufgegeben, weil die Materialkosten zu hoch waren. Meine Zeit sowie Strom und Wasser waren noch gar nicht mit eingerechnet. Würde ich tatsächlich Marmelade für fünf Euro je Glas verkaufen können? Nachdem ich meine Kosten kannte, fragte ich mich auch, an welchen Stellen die großen Hersteller sparen, um auf einen Verkaufspreis von 79 Cent zu kommen. Selbst die Premium-Hersteller erzielen nur etwa 2 Euro pro Glas.

Jetzt im Rückblick erscheint es mir völlig unverständlich, dass ich mich bereits mit dem Gedanken an Verkauf beschäftigt habe, bevor mein eigener Jahresbedarf verlässlich gedeckt war. Es muss doch genau umgekehrt sein: Erst produziere ich genug für den eigenen Haushalt und dann kann ich von der eigenen Produktion etwas weitergeben. Von einer Manufaktur für Gelee und Fruchtaufstriche oder kurz gesagt einer Marmeladerie bin ich noch weit entfernt. Aber die Idee ist da und solange ich nicht los gehe, kann ich auch nicht ankommen.

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