Heilpflanzenwissen: Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt

Maria Himmelfahrt und ein Trachtenverein haben mich auf die Idee gebracht, mich mit dem Thema Kräuterbuschen zu beschäftigen. Ein Kräuterbuschen ist ein Strauß aus blühenden Heilkräutern, der nach der Tradition an Maria Himmelfahrt in der Kirche geweiht wird. Wenn eine solche Tradition noch irgendwo lebendig ist, dann vielleicht am ehesten bei den Mitgliedern eines oberbayrischen Trachtenvereines. Dorthin bin ich zu einer Geburtstagsfeier eingeladen und ich möchte als Geschenk einen Kräuterbuschen mitbringen. Ich muss recht weit fahren und ein Strauß wäre schon halb verwelkt, wenn ich ankomme. Statt einen Kräuterbuschen zu binden und trocknen zu lassen, werde ich daher einen Korb mit Heilkräutern bepflanzen. Sozusagen ein gepflanzter Kräuterbuschen.

Und was gehört nun hinein in einen solchen Maria Himmelfahrt Kräuterstrauß? Mit ein bisschen Suche im Internet zeigt sich schnell, dass es die verschiedensten Erläuterungen gibt, aus welchen Pflanzen dieser Strauß besteht. Auch ist die Tradition mal heidnisch und mal katholisch und wie so oft, wird nach Herzenslust ohne Quellenangabe voneinander abgeschrieben. Schließlich habe ich dann noch auf einer explizit katholischen Internetseite den Hinweis gefunden, wie wichtig es ist sich bei der Anzahl der Pflanzen an eine der „magischen“ Zahlen 7, 9, 12, 14, 24, 33… zu halten. Man kann also zusammenfassend sagen: Es handelt sich bei einem Kräuterbuschen um einen Blumenstrauß aus magischen Heilkräutern, die entsprechend einer vorchristlichen Tradition an Maria Himmelfahrt im katholischen Gottesdienst gesegnet werden.

Es ist wohl wie mit vielen Dingen: Die Sache hat einen sinnvollen Kern und im Laufe der Jahre haben immer mehr echte oder vermeintlich Experten ihre eigene Weisheit auch noch dazu gegeben. Dadurch ist mittlerweile ein solcher Wildwuchs entstanden, dass man leicht übersieht, wie genial die ursprüngliche Idee ist. In der bäuerlichen Tradition hat sich über viele Jahre hinweg gezeigt, wie hilfreich verschiedene Kräuter sein können. Da ist es gut, wenn man eine Auswahl davon griffbereit zur Hand hat und einen Tee kochen oder einen Wickel zubereiten kann. Es ist nicht entscheidend, sich an eine bestimmte Auswahl zu halten, da im Allgäu andere Kräuter wachsen als in Friesland, aber von den jeweils regionalen Kräutern sollte man einiges griffbereit haben.

Nachdem ich mich in den letzten Jahren sehr mit dem Nutzgarten beschäftigt habe, entdecke ich die Heilpflanzen gerade wieder neu und möchte endlich häufiger verwenden. Zumal einige, wie das Johanniskraut, ganz von alleine beginnen sich im Garten zu verbreiten. Die regionale Auswahl ist heute natürlich vielfältiger als zu der Zeit aus der die Tradition des Kräuterbuschen stammt und ich zähle Rosmarin nun genauso zu „meinen“ Heilpflanzen wie Holunder und Spitzwegerich. Im Gegenteil, ich bin mir bei den heimischen Arnika und Mädesüß was Standort und Pflege angeht unsicherer als beim mediterranen Thymian.

Ich stöbere sowohl durch den Garten, als auch durch verschiedene Heilpflanzenbücher, um zu entscheiden, was ich denn gerne im Kräuterbuschen drin hätte. Ich bin überrascht, was sich alles im eigenen Garten findet. Wie schon oft stelle ich mir dabei die Frage „Was ist eigentlich eine Heilpflanze?“. Löwenzahn und Giersch zähle ich eher zum Gemüse. Schöllkraut ist für mich eine Giftpflanze. Andererseits ist der Fingerhut mindestens genauso giftig und gleichzeitig eine Heilpflanze. Vieles bleibt bei diesem Thema dem eigenen Verständnis überlassen. Die Grenzen sind zwar vorhanden, aber so fließend, dass verschiedene Zuordnungen gleichermaßen richtig sind. Und ist es wirklich wichtig, ob ich Giersch als Gemüse verwende um satt zu werden oder als Heilkraut um keine Gicht zu bekommen? Auf jeden Fall wird deutlich, dass ich bereits eine halbe Apotheke im Garten habe:

  • Bitterstoffe im Löwenzahn, um den Stoffwechsel anzuregen.
  • Antibakteriellen Spitzwegerich gegen Juckreiz bei Mückenstichen und bei Reizhusten.
  • Fiebersenkende Holunderblüten
  • Rotöl aus Johanniskraut bei Prellungen und Schürfungen
  • Thymian: Meine Husten- und Erkältungspflanze
  • Salbei ist ebenfalls antibakteriell und ich nutze ihn bei Halsschmerzen
  • Kapuzinierkresse wird sogar als pflanzliches Antibiotikum bezeichnet

So wird die Idee mit dem gepflanzten Kräuterbuschen auch für mich selbst ein Anstoß mehr Heilpflanzen wirklich zu verwenden. Sie wachsen direkt vor meiner Nase und ich verwende viel zu wenige davon! Für den Korb wähle ich dann schließlich 9 Pflanzen aus:

  1. Thymian
  2. Salbei
  3. Rosmarin
  4. Spitzwegerich
  5. Ringelblume
  6. Johanniskraut
  7. Minze
  8. Schafgarbe
  9. Echinacea

Für das nächste Jahr stehen im Garten noch zahlreiche weitere Pflanzen parat: Pimpinelle, Kapuzinerkresse, Frauenmantel, Weißdorn, Nachtkerze, Oregano, Gänseblümchen, Frauenmantel, Lavendel, Holunder, Löwenzahn, Wegwarte. Bei einer entsprechenden Größe des Korbes und dem Transport per Anhänger, ließe sich die Anzahl der verwendeten Pflanzen also locker auf 24 oder gar 33 erhöhen, doch ich werde bei einer übersichtlichen Anzahl bleiben. Wichtiger ist mir die Verwendung der Heilpflanzen im eigenen Leben zu verstärken und das funktioniert nur bei Pflanzen, zu denen ich eine Beziehung habe. Ich kann noch so oft nachlesen, dass Herzgespann bei Schilddrüsenüberfunktion verwendet wird oder Tausendgüldenkraut die Verdauung anregt, solange ich die Pflanze nur aus Wikipedia kenne, werde ich sie nicht anwenden. Im eigenen Garten wächst dagegen schon recht viel, das sich nutzen lässt. Wahrscheinlich werde ich nicht beginnen, eigenes Nachtkerzenöl herzustellen, aber warum nicht einmal gezielt Kapuzinerkresse anbauen und das Immunsystem beim Salatessen stärken? Wenn also wieder einmal die Gelegenheit dazu ist, einen Kräuterbuschen zu pflanzen, werde ich mir wieder 7 oder 9 Pflanzen aussuchen – ein bisschen Magie und Tradition dürfen gerne sein! – und je mehr Erfahrung ich selbst habe, desto stimmiger lassen sich die Pflanzen zusammenstellen.

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