Ich lese seit einiger Zeit „Permakultur: Mein Garten – Meine Revolution“ von Sigrid Drage. Sie schreibt „Permakultur ist keine besondere Art zu gärtnern“, aber was ist es dann? Und vor allem wie mache ich es ganz konkret? Genau dies möchte ich herausfinden. Schritt für Schritt im eigenen Garten.
Ja, ich könnte ersteinmal einen Kurs besuchen (mache ich bestimmt noch) und später, wenn ich dann alles verstanden habe, den Garten umgestalten. Das klingt nach viel Zeit, die während der Vorbereitung verrinnt. Wenn ich dann endlich genug „Ich-habe-es-verstanden“-Punkte gesammelt habe, stürze ich den Garten in eine kraftzehrende Hau-Ruck-Aktion. Ich möchte, dass es auch anders geht. Ich fange mit den Dingen an, die ich bereits verstanden habe und für die es in meinem Garten eine Anwendung gibt. Ich nehme den Garten und mein Wissen, so wie sie jetzt sind, und fange an!
Tomaten und Mischkultur
Ich bin bisher mit jeglicher Art von Mischkultur gescheitert. Die Vorkultur war zu spät dran und brauchte den Platz noch. Die Hauptkultur war so kräftig, dass gar kein weiterer Platz war. Das Beet war so von Unkraut überwuchert, dass ich die Nachkultur gleich mitgejätet habe. Irgendwas ging immer schief. Das war kein Drama, aber eben nicht so, wie ich die Gartenratgeber das vorschwärmen.
Nun habe ich nach Pflanzen gesucht, die sich mit Tomaten vertragen. Aus verschiedenen Listen im Internet habe ich mir Pflanzen herausgesucht, die zu mir und meinem Garten passen. In diesem Sommer baue ich Tomaten, Salat und Sellerie in einer Zusammen-Kultur an. Ich habe die Tomaten so gesetzt, dass zu ihren Füßen Platz für eine Reihe Salat ist. Die untersten Blätter der Tomatenpflanzen entferne ich sowieso. Die Tomaten bekommen regelmäßig Wasser. Salat und Sellerie versorge ich nebenbei mit. Während die Tomaten etwa zwei Meter in die Höhe wachsen, nutzen Salat und Sellerie die Fläche am Boden und die ersten 30 Zentimeter in der Höhe. In der Permakultur wird in mehreren Etagen angebaut. Der Ertrag jeder einzelnen Pflanze ist etwas geringer. Insgesamt wird auf der gleichen Fläche mehr geerntet, weil die Pflanzen sich den Raum untereinander aufteilen.

Suchspiel: Finde die Tomatenpflanze. Melde wird als Salat verwertet. Danach hat die Tomate genug Platz.
Salatpflanzen als lebendiger Mulch
Als Mulchen (mittelhochdeutsch mul „zerfallende Erde“) wird im Gartenbau das Bedecken des Bodens mit unverrotteten organischen Materialien (Mulch) bezeichnet [1].
In der Permakultur hat das Mulchen eine zentrale Bedeutung. Mulchen verbindet gleich drei verschiedene positive Eigenschaften:
– Es verhindert das Austrocknen des Bodens.
– Es bietet eine Verwendung für Grasschnitt, der sonst entsorgt werden müsste.
– Es schließt den lokalen Kreislauf: Pflanzenreste werden an Ort und Stelle wiederverwendet.
Ich habe keine Wiese, die genug Grasschnitt für regelmäßiges Mulchen liefert. Stattdessen nutze ich den Salat als lebende Mulchschicht. Ich säe Pflücksalat und essbare Blüten „zu Füßen“ der Tomaten ein. Noch sieht es recht kahl aus, aber es wird.
An manchen Stellen lasse ich auch die vorhandenen Unkräuter Vogelmiere und Melde stehen. Beides gibt es in solchen Mengen in meinem Garten, dass jäten eh sinnlos ist. Sie richten keinen Schaden an und sind schmackhafter als Giersch. Am Wochenende werde ich eine erste Schüssel voll Melde ernten, damit die Tomaten wieder zu sehen sind.
Zusammen mit dem neuen Komposthaufen sind dies meine ersten kleinen Schritte zur Anwendung der Permakultur im eigenen Garten. Es ist ein Versuch. Am Ende des Jahres bin ich auf jeden Fall um einige Erfahrungen reicher. Bei den Tomaten bin ich überzeugt, dass ich auf gleicher Fläche mehr Ertrag haben werde.
[1] Es gibt tatsächlich einen Wikipedia-Artikel zum Mulchen: Wikipdia (Stand 21-Mai-2020)
Ja, mit den Cherrytomaten klappt das ohne Hochbinden prima. Die wachsen auch aus dem Hochbeet raus und nutzen den Platz, der frei ist.
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Das werde ich nächstes Jahr mit dem Sibirischen Birnchen ausprobieren. Das ist eine orangerote Buschtomate. Sehr lecker, aber mühsam anzubinden. Die ist für dieses Experiment wie gemacht.
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Moin Uhle,
ich finde die Idee mit Melde prima oder Vogelmiere prima. Tomaten wachsen bei mir an ganz verschiedenen Stellen, mal im Kübel (gemulcht mit Beinwell Blättern), mal im Hochbeet (zwischen Salat, Kohlrabi und Radieschen) oder auch im Beet unter einer riesigen Kirsche mit einigen Kräutern… klappt eigentlich alles. Die meisten Tomaten hatte ich im Hochbeet, wo ich die Tomate kriechen ließ wohin sie wollte…
Aber dein Punkt mit (lebendigem) Mulch sehe ich ganz genauso: hält die Feuchtigkeit im Boden, verhindert dass PlatzRegen die Erde hochspritzen lässt (Braunfãule) und nutzt den Platz optimal aus… Viel Erfolg weiterhin! Herzliche Grüße,
Martin von Pettersson’s Schafstall
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Danke für die neuen Ideen! Verstehe ich das richtig: Du lässt Tomaten auf dem Boden entlang kriechen und bindest sie nicht hoch? Ich hätte dabei Sorge, dass die Tomaten auf dem feuchten Boden liegen und schimmeln.
Aber ich stelle auch immer wieder fest, wie zäh und hartnäckig Tomaten sind. Im Gewächshaus mag die Ernte verlässlicher sein, aber Tomaten schaffen es selbst ganz ohne Pflege und Regenschutz.
Viele Grüße, Uhle
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Ich habe mit Mulchen die besten Erfahrungen gemacht und mache sie immer noch. Heuer war Grasschnitt rar. Erst vor einer Woche gab es genug, meine Nachbarn schenkten ihn mir. Bis vor einer Woche mussten die Pflanzen unbedeckt in der Erde stehen. Ich mulchte und setzte Gurken, Zucchini und Kürbisse, es war heiß, ich goss einmal ordentlich. Nach zwei Tagen hatten alle Pflänzchen ein weiteres Blatt angesetzt. Gegossen habe ich seit dem nicht mehr und die Pflanzen sehen gut aus.
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In den Tomatenkübeln wachsen unglaubliche Mengen Melde. Was ich nicht als Salat aufesse, schneide ich einfach ab und nutze es als Mulch an Ort und Stelle. Die Tomaten habe ich letztes Jahr zum ersten Mal gemulcht und war fast erschrocken, wie gut es funktioniert.
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Bei mir funktioniert die Mischkultur gut. Ich Pflanze nach Gefühl. Bisher hat es geklappt.
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Ja, vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken: Was passt zusammen? Wann muss ich pflanzen? Ich bin in diesem Jahr experimenteller als sonst. Ich orientiere mich hauptsächlich daran, was ich selber essen. Dafür suche ich dann einen Platz. Und wenn zwischen den Tomaten noch genug freie Fläche für Salat ist, dann kommt er eben dort hin!
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Mache ich auch😊
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