Die Spätsommersonne lockt mich nach Draußen. Der September ist mir einer der liebsten Monate. Ich mag seine Mischung aus milder Sommersonne und ersten Herbsteindrücken. In diesem Jahr sind meine Hauptthemen Staudenbeet und Kartoffeln. Tomaten und Johannisbeeren laufen so nebenher. Die sind Routine geworden. Gerne hätte ich mehr gemacht. Die Ideen reichen locker für zwei bis drei Gärten. Jetzt mit Herbstbeginn wird klar, dass die Reduktion auf zwei Hauptthemen genau richtig war.
Vielleicht ist das der Grund, weshalb alle Vorbilder von üppig blühenden Bauerngärten mit Körben voll mit jeglicher Art Ernte, in die Irre leiten. Dort sind die einzelnen Themen nach vielen Jahren Übung zur Routine geworden. Der Gartenneuling gleichwie der Teilzeitgärtner überfordern sich und ihre Umgebung damit, wenn sie gleich alles auf einmal anbauen. Ich habe bisher zwei Routinen. Sicher kommt irgendwann auch ein ganzjährig üppiges Salatbeet dazu.
In diesem Jahr habe ich anstatt Salat zu säen und zu umsorgen das Staudenbeet von der Quecke zurückerobert. Inzwischen zeigt sich der Lohn dieser Arbeit. Die Quecke hat sich nur an wenigen Stellen neu ausgebreitet. Die Idee die Stauden in Eimer zu pflanzen hat gut funktioniert. Viele neu gepflanzte Stauden haben einen verlässlichen Platz und lassen sich durch die eingegrabenen Eimer gezielt gießen. Im nächsten Frühjahr sehe ich dann viel leichter, wo ich rigoros jäten kann und was ich schonen möchte.
Insgesamt zeigt sich im Garten an vielen Stellen die häufige Trockenheit. Phlox und Hortensien lassen die verwolkenen Blüten hängen. Im dürren Gras mühen sich vereinzelte Blüten vom kalifornischen Mohn. Die Wiese, die einmal ein Rasen war, gieße ich gar nicht. Auch viele andere Pflanzen müssen mit wenig Unterstützung durch den Sommer kommen. Alles, was regelmäßig Wasser bekommt, macht eine bessere Figur.
Die neuen Farne aus dem letzten Herbst sind gut über den Winter und die Trockenheit gekommen. Auch der Fingerhut blüht kräftig. Hoffentlich mag er seinen aktuellen Platz und kommt im nächsten Jahr wieder. Meine Blumenentdeckung dieses Jahres ist die Skabiose. Ich habe sie auf den Magerwiesen der Rhön entdeckt. Bisher entwickelt sie sich gut. Es würde mich freuen, wenn es ihr bei mir gefällt.
So langsam gewöhne ich mich daran, dass ich meinem Gefühl für Wetter und Jahreszeit nicht mehr trauen kann. Der August war eher kühl aber jetzt im September ist es wieder spätsommerlich warm. Vielleicht ist aber auch nur der Zeitraum, den ich überblicken kann zu kurz. Wenn ich mal 10 oder 20 heiße oder trockene Sommer hinter mir habe, dann passt es wahrscheinlich wieder. Früher – wenn ich das schon höre, als wäre ich ein Greis oder einer der Besserwisser mit dem typischen IchWeißWasHerrLehrer-Blick. Also nocheinmal: Vor 50 oder 100 Jahren waren die Jahre auch nicht gleich. Nun sind sie weiterhin nicht gleich und zusätzlich oft jedes Jahr ein bisschen wärmer als im Vorjahr. Das Wechselhafte mit kühlem August und heißem April in einem Jahr und genau andersherum im nächsten, das wird bleiben. Für meinen Garten bedeutet es, dass ich Pflanzen nicht mehr nur nach schön (Phlox, Stockrose, Sonnenhut) und essbar (Schwarze Johannisbeere, Aronia) aussuche, sondern viel mehr auf den Wasserbedarf achte.
Die Tomaten werden es lieben, wenn die Sommer so bleiben. Also zumindest lieben sie es nicht nassgeregnet zu werden. Wasser brauchen sie schon. Mit regelmäßigem Gießen sind die Tomaten gut durch den Sommer gekommen. Bevor es kühler wird, werde ich zwei oder drei Pflanzen auf die Terrasse holen, um zu sehen, wie lange ich sie dort noch durchpäppeln kann. Und natürlich, wie lange ich dann noch eigene Tomaten habe.
Die Kartoffeln waren für das erste Jahr gut. Zahlenmäßig war die Ernte sogar beeindruckend. Gleichzeitig allerdings so winzig, dass die meisten Kartöffelchen nicht zu verwenden sind. Im nächsten Jahr werde ich die Kartoffeln ähnlich anbauen wie die Tomaten: Genug nährstoffreiche Erde, aber keine Unmengen – Regelmäßig gießen – gelegentlich Düngen. In dieser Reihenfolge.
Aus dem spätsommerlichen Gartenrundgang ist nun schon eine erste Gartenbilanz geworden. So geht es mir oft, ich will eigentlich nur ein paar Tomaten pflücken. Aber dann stört ein langer Zweig vom Sommerflieder, die Buchensetzlinge brauchen Wasser und vielleicht auch mehr Licht und im Nu bin ich eine Dreiviertelstunde für eine Handvoll Tomaten unterwegs. Und genau das mag ich am Garten!