Heilpflanzenwissen: Spitzwegerich gegen Husten, Teil 1 – Im Herbst Spitzwegerichhonig selbst herstellen

Im Laufe des Sommers hatte ich immer mal wieder den Gedanken über Spitzwegerich zu schreiben. Auf der ganzen Wiese verteilt blühten einzelne Stängel und ich habe sogar ein eigenes Beet speziell für Spitzwegerich angelegt. Aber im Sommer über Erkältung und Husten schreiben? Durch diesen Gedanken wurde mir klar, dass ich bei Heilpflanzen zu allererst an Erkältungskrankheiten denke. Bei einigen Pflanzen sind mir auch andere Wirkungen bekannt, aber bisher verwende ich sie meist bei Erkältungskrankheiten.

In meinem Blog konzentriere ich mich auf diejenigen Heilpflanzen, die ich aus eigener Anschauung so gut kenne, dass ich weiß, was ich ihnen zutrauen kann und was nicht. Um eigene Erfahrungen mit den Wirkungen der Pflanze zu machen, brauche ich allerdings die passende Krankheit. So etwas wie „Unterstützung des Immunsystems“ passt natürlich immer, aber bei schon bei Weißdorn und Bluthochdruck kann ich nicht mehr mitreden.

Die Gartensendung Querbeet hat mich auf Spitzwegerichhonig aufmerksam gemacht. Spitzwegerich lindert Reizhusten und hat gleichzeitig sogar eine leicht hustenlösende Wirkung. Da der Honig zwei bis drei Monate reifen muss, ist es jetzt höchste Zeit, ihn anzusetzen. Außerdem, ich weiß noch gar nicht, wann ich Husten haben werde und ob es dann frischen Spitzwegerich gibt. Daher ist es sogar gut, dass ich den Spitzwegerichhonig jetzt herstellen kann. Im Winter, wenn ich draußen keinen frischen Spitzwegerich finde, habe ich dann meine Medizin griffbereit.

Bevor ich das erste Spitzwegerichblatt sammle, zappe ich mich im Internet durch zahlreiche Videos und Texte. Die Vielfalt der Rezepte zu Spitzwegerich und Honig ist erstaunlich bis erschreckend. Wahlweise werden die Blätter in Wasser gekocht, mit Honig / Rohrzucker bedeckt oder mit anderen Heilpflanzen nach Belieben vermischt.

Eine Heilpflanze enthält viele verschiedene Inhaltsstoffe. Manche davon sind gut in Wasser löslich, andere lösen sich besser in Alkohol. Manche werden durch Hitze zerstört, andere brauchen die Hitze, damit sie aus den Pflanzenfasern herausgelöst werden. Das fertige Produkt kann also sehr unterschiedlich sein, je nachdem ob ich mit Hitze, Wasser, Alkohol oder Zucker arbeite. Die Entscheidung, wie hier vorgegangen wird, hängt nicht einfach davon ab, ob man lieber Kräuter-Honig oder Kräuter-Schnaps genießen möchte. Die Frage muss andersherum gestellt werden: Welchen Inhaltsstoff möchte ich aus der Pflanze herauslösen und was muss ich dafür tun?

Nach Flück und Jaspersen-Schib enthält Spitzwegerich Iridoidglycoside wie Aucubin, Catalpol, Asperulosid, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Kieselsäure, Saponin.[1] Selbst mir als Chemiker fällt es schwer, für all diese Substanzen die richtige Methode zu finden, mit der ich sie aus den Blättern herauslösen kann. Im Gegensatz zu Einzelwirkstoffen aus der Apotheke wirken Pflanzen in der Gesamtheit vieler ihrer Inhaltsstoffe. Ja, das stimmt. Und doch kann ich nicht einfach irgendetwas aus der Pflanze herauslösen.

Daher meine ausdrückliche Bitte an alle, die Heilpflanzen selbst sammeln und anwenden: Bitte verwende nur Rezepte aus sachkundiger Quelle. Die Mehrzahl der Heilkräuter-Rezepte im Internet halte ich nicht für sachkundig. Heilpflanzen sind hochwirksame Arzneimittel und müssen entsprechend verarbeitet und verwendet werden. In Fällen, in denen meine eigene Erfahrung nicht ausreicht, verlasse ich mich auf die Angaben von Ursel Bühring, Gründerin der Heilpflanzenschule in Freiburg. Aus ihrem Buch „Alles über Heilpflanzen“ habe ich die Anleitung für meinen Spitzwegerichhonig entnommen.

  • Ich sammle 50 Gramm Spitzwegerichblätter im eigenen Garten.
  • Ich wasche und putze die Blätter. Leider ist bei keinem der Rezepte erwähnt, wie trocken die Blätter sein müssen. Ich tupfe die Blätter trocken.
  • In ein Marmeladenglas gebe ich schichtweise Honig und Spitzwegerich. Die letzte Schicht Spitzwegerich drücke ich möglichst fest ins Glas. Danach fülle ich wirklich völlig randvoll mit Honig.
  • Die fertige Mischung vergrabe ich für drei Monate im Garten.

Ich bin sehr gespannt, wie die Mischung nach drei Monaten aussieht und schmeckt. Laut Anleitung soll dann abgesiebt werden. Das stelle ich mir bei Honig schwierig vor. Aber vielleicht verändert sich die Konsistenz der Mischung. Zuerst habe Bedenken, dass die Mischung schimmeln könnte. Doch der Inhaltsstoff Aucubin verhindert dies. „Aucubin wirkt antibiotisch (…). Der Saft von Spitzwegerich enthält Aucubin und schimmelt nicht. Die Säfte der meisten anderen Pflanzen schimmeln.“[2]

Nun kann es Winter und Erkältungszeit werden. Nicht, dass ich mich darauf freue krank zu werden, aber ich bin vorbereitet!


[1] Hans Flück, Rita Jaspersen-Schib: Unsere Heilpflanzen, 7. Auflage, Ott Verlag Thun 1986
[2] wikipedia.org/wiki/Aucubin (Stand 22. September 2019)

Ein Gedanke zu “Heilpflanzenwissen: Spitzwegerich gegen Husten, Teil 1 – Im Herbst Spitzwegerichhonig selbst herstellen

  1. Hallo Uhle!
    Seitdem ich Spitzwegerichsirup ansetze, hat bei uns keiner mehr Husten gehabt. :-) Dabei schmeckt der so lecker!
    Ich findes es sehr schön eine Medizin auf Vorrat zu haben. Wenn sie dann keiner wirklich braucht es aber um so schöner, oder nicht?
    Am Ende des Winters schmeckt ein Löffelchen des Sirups aber auch in warmer Milch.

    Ich mag auch die Kombination von Spitzwegerich, Fichtenspitzen und Thymian. Diese Kombination kenne ich von meiner Oma. Bei Erkältungen gibt die richtig Luft.

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