Buchvorstellung: Jan Haft „Die Wiese“ – Leider kein hilfreiches Buch für Naturgarten und Blütenwiese

Schon länger beschäftige ich mich immer wieder einmal mit dem Thema Wiese. Selbst als Gartenneuling (ist jetzt einige Jahre her…) ist mir schnell aufgefallen, wie sich der Rasen verändert, wenn ich ihn seltener mähe. Durch so eine kleine Veränderung gab es plötzlich zahlreiche neue und blühende Pflanzen. Die allermeisten davon waren mir völlig unbekannt und ich suchte und fand nach und nach immer mehr Namen, die ich nie zuvor gehört hatte. Namen wie Gundermann oder Scharbockskraut. So entdeckte ich jedes Jahr etwas Neues und mittlerweile ist der Rasen zu einer blühenden Wiese geworden. Gleichzeitig habe ich noch meinen leider ergebnislosen Versuch einen Blühstreifen aktiv herzustellen in Erinnerung. Ganz so einfach ist es doch nicht, eine grüne Fläche dauerhaft erblühen zu lassen.

Und dann höre ich von Jan Hafts Buch „Die Wiese – Lockruf in eine geheimnisvolle Welt“. Ich freue mich auf ein begeisterndes, lehrreiches, fröhliches, kundiges, ansteckendes Buch über Wiesen. Zusätzlich vielleicht ein paar Informationen, was ich selbst besser oder anders machen kann.

Im ersten Kapitel ist alles noch neu und interessant und sicher geht es bald los. Doch das ist nicht so. Jan Haft füllt Seite um Seite mit ausführlichen Details zu seiner Lieblingsschmetterlingsart. Dann folgen seitenlange Beschreibungen, warum alles so schlimm ist. Immer mit detaillierten Zahlen und Statistiken. Viele dieser Seiten lassen sich überblättern ohne, dass mir als Leser Informationen fehlen. Jan Haft muss mich nicht mit jedem Satz neu überzeugen, dass die Wiesen bedroht sind. Das war von Anfang an klar.

Ich glaube ihm längst wie wichtig der Schutz der natürlichen Blütenwiesen ist, aber der Autor hängt immer noch an seinen Schreckensdetails fest. Er hat einfach zu viel Wissen gesammelt und will nun, dass jede Statistik, die er kennt, auch im Buch vorkommt – ganz egal ob der Leser das wissen will oder nicht.  Den Leser hätte eher interessiert, was die Reaktion, der Ausweg ist und nicht in jedem Kapitel wieder von Vorne wie schrecklich schlecht es dem Lieblingsschmetterling des Autors geht.

Muss ich als interessierter Laie wirklich wissen, was Glatthafer-Wiesen von Goldhafer-Wiesen unterscheidet? Und das ist nur der Anfang einer ausführlichen Beschreibung der verschiedensten Sortierungen von Wiesen nach Eigenschaften wie Düngung, Lage, Feuchte, Art der Nährstoffzufuhr, Pflanzengemeinschaftszusammensetzung, Art der Nutzung, Häufigkeit des Mähens und und und. Jan Haft schreibt selbst, dass dies für den Nicht-Experten etwas unübersichtlich ist. Nach dieser Erkenntnis fährt er jedoch unverdrossen damit fort, weiter Details anzuhäufen, anstatt eben diesem Nicht-Experten einen verständlichen Überblick zu verschaffen. Auch die Frage, wie das Miozän (ein Erdzeitalter, das vor 5 Millionen Jahren endete) mit den Interglazialen (Zeiträume zwischen zwei Eiszeiten) zusammenhängt, bringt mich dem Verständnis und Schutz von Magerwiesen nicht näher.

Zuletzt stolpere ich immer wieder über Sätze wie „Damit werden wir im nächsten Kapitel beschäftigen.“ Also, der Autor mag sich vielleicht damit beschäftigen und mir als Leser einen weiteren Vortrag halten, aber ‚Wir‘? Welches ‚Wir‘ soll das sein? Das erinnert mich sehr an die Krankenschwester, die den Patienten fragt, wie es ‚Uns‘ denn heute geht.

Wiesen in Form von Blühstreifen, Heuwiesen oder Magerrasen und deren Schutz sind ein topaktuelles Thema. Als Leser fand ich Wiesen schon faszinierend, bevor ich das Buch gekauft habe. Ja, diese Faszination war sogar der Auslöser das Buch zu kaufen. Statt Jammern über Jammern und Zahlen über Zahlen zu fügen, könnte sich der Autor viel mehr mit der Frage beschäftigen, wie es denn besser gehen könnte. Nichtsdestotrotz, die 250 Seiten sind ja nicht leer. Wie würde ich das Buch und seinen Inhalt also beschreiben?
Ein literarisch geschriebenes Lehrbuch über Graslandsoziologie.
• Eine historische Betrachtung des Lebensraums Wiese für die Zeit seit der Jungsteinzeit (in Mitteleuropa ab 5000 v.Chr.).
• Eine Auflistung aller Tiere (inklusive Drehorte), die Jan Haft schon gefilmt hat.

Alles drei sind berechtigte Themen. Ein Lockruf in eine geheimnisvolle Welt war es für mich nicht.

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