Giersch aufessen Teil 1: Pesto – Salat – Suppe

Giersch ist unausrottbar. Sobald man das eingesehen hat, kann man überlegen, wie man mit ihm umgeht. Wohlmeinende Gärtner schlagen vor, den Giersch aufzuessen anstatt ihn auszurotten. Spricht da wirklich die Überzeugung, dass Giersch richtig toll schmeckt? Ich bin mir nicht sicher. Vermutlich wird auch ein Stück Resignation darin stecken. Wenn ich den Giersch schon nicht loswerde, dann kann ich ihn ebensogut auch aufessen.

Meine erste Idee zum Thema „Giersch essen“ war Pesto. Pesto lässt sich leicht herstellen. Wenn ich bei Pesto alla Genovese das Basilikum durch Giersch ersetze, habe ich ein leckeres Produkt, das sich sogar verkaufen lässt. So stellte ich mir das jedenfalls vor. Bei den ersten Versuchen der Pesto-Herstellung wurde mir klar, dass Pinienkerne, Parmesan und gutes Öl sehr teuer sind. Außerdem ist es längst nicht so einfach wie gedacht, die gesamte Mischung fein zu pürieren. Die ersten Experimente schmeckten eher so „naja“. Ich schnippelte Gierschblätter, hobelte Parmesan und der grüne Brei wurde immer mehr, aber nicht feiner und auch nicht schmackhafter. Je größer die Menge ist, desto sämiger wird das Ergebnis. Aber für erste Tests gleich mit einem halben Liter Öl anfangen? Nach dem dritten Versuch wurde mir klar, dass ich einem Wunschtraum aufgesessen war. Das pittoresque Bild aus selbst angebauten Produkten und italienischem Flair hatte mich in die Irre geleitet. Die harte Wirklichkeit ist, dass ich weder Parmesan noch Olivenöl anbaue und auch der Giersch ist eher eine Plage, als dass ich ihn im Beet hege und pflege. Aber was vielleicht noch schlimmer ist: Ich esse viel zu selten Pesto. Mir fehlt die Erfahrung mit diesem Produkt und ich werde sie auch nicht in kurzer Zeit sammeln, weil mir Spaghetti mit Pesto viel zu fettig sind und ich den Geschmack von Olivenöl überhauptgarkeinbisschen ertrage. Ich bin einem Trugbild aufgesessen und die einzigen zwei jemals produzierten Gläser Gierschpesto warten heute noch im Keller auf einen Abnehmer.

Dank Internet lassen sich eine Reihe von weiteren Verwendungen für Giersch finden. Selbst wenn man alles zu Pesto weglässt, bleiben eine Reihe von Rezepten übrig, die ein Versuch wert sind: Salat, Suppe, Bratlinge, gefüllte Kartoffeln, Kräuterquark und Gemüse.

Salat ist sicher die einfachste Methode Giersch loszuwerden. Dabei wird in den Rezepten immer wieder auf die jungen Blätter hingewiesen. Das ist ein ähnlich romantisches Trugbild wie mein Pesto. Junge Blätter vom Giersch gibt es für kurze Zeit im April. Zu dieser Zeit gibt es auch bereits andere Wildkräuter. Natürlich kann ich eine ganze Schüssel Vogelmiere um ein paar wenige junge Blätter Giersch ergänzen. Die Frage ist allerdings, will ich wirklich eine ganze Schüssel Vogelmiere essen, nur damit ich eine Verwendung für fünf bis acht Blätter Giersch habe? Die Zeit der jungen Gierschblätter ist sehr schnell vorbei. Mittlerweile habe ich eine gut gefüllte Plantage mit bis zu 40 Zentimeter hohen Gierschpflanzen. Wenn das Aufessen eine ernstgemeinte Alternative sein soll, dann brauche ich eine Verwendung für große, harte Blätter. Außerdem geht es eher um Mengen im Kilogrammbereich als um einige Blätter, die sich im Salat verstecken lassen.

Heute versuche ich mich an einer Kartoffel-Giersch-Brennnessel-Suppe. Ich pflücke und schnippele nach Gefühl und der Größe des Topfes. Aber zusätzlich wiege ich auch alles ab, damit ich es wiederholen kann – falls es lecker wird.

Die Zutaten: Zwei kleine Zwiebeln / Öl / 80 Gramm Giersch+Brennnessel / 250 Gramm Kartoffeln / 750 ml Wasser / 1 Würfel Bio-Gemüsebrühe

Die Zubereitung:

  • Eine Schüssel Giersch und Brennnessel pflücken und waschen.
  • Die Zwiebeln schneiden und mit etwas Öl andünsten. Die erste Handvoll Giersch hinzufügen und mit andünsten.
  • Der Giersch ist recht störrisch. Man braucht entweder einen richtig großen Topf oder man fügt Kartoffel und Wasser zusammen mit dem Hauptteil des Gierschs hinzu, sobald die Zwiebeln genug gedünstet sind. (Damit die Kartoffeln den Giersch etwas zusammen drücken)
  • Die Mischung so lange köcheln, bis die Kartoffeln gar sind. Große, reife Gierschblätter kochen mindestens so lange wie Kartoffeln.
  • Wenn Giersch und Kartoffeln gar sind, alles pürieren.

Wie wird das Ergebnis schmecken? Irgendwie grün, also eher grasartig? Ich bin angenehm überrascht. Die Suppe schmeckt nach Spinat und Karotten. Leider ist zu viel Wasser in der Mischung, so dass die Suppe etwas „flach“ schmeckt. Es fehlt an Volumen oder wie auch immer das küchentechnisch ausgedrückt wird. Ich hatte so wenig Wasser wie möglich hinzugefügt. Die Gierschblätter sind sehr störrisch. Vielleicht ist es sinnvoll, sie schon vor dem Kochen zu zerkleinern. Oder man muss separat gekochte Kartoffeln beim Pürieren dazugeben. Ich entscheide mich dafür, Schafskäse in die Suppe zu bröseln. Damit wird es ein schmackhaftes Mittagessen.

Fazit: Für den ersten Versuch ist die Suppe OK. Eindeutig besser als Pesto. Auf dem Weg zur Alltagssuppe muss das Rezept noch verbessert werden. Ich werde als nächstes Gierschgemüse ausprobieren.

Ein Gedanke zu “Giersch aufessen Teil 1: Pesto – Salat – Suppe

  1. Hey, ich bin eben durch Zufall auf deinen Post gestoßen und habe mich köstlich amüsiert. Ich bin ganz pragmatisch dazu übergegangen, in relativ großen Bereichen meines Gartens Giersch und Brennnesseln als Bodendecker anzusehen. Ab und an mähe ich drüber und freue mich über den würzigen Geruch. Das bringt mich gerade auf die Idee, ob man Giersch getrocknet und gemahlen als Liebstöckel-Ersatz nutzen könnte?
    Aber eigentlich habe ich mich über das Suppen-Rezept gefreut und wollte als Gegenleistung eine Anregung für ältere und damit auch größere Giersch-Blätter hinterlassen. Vielleicht kann man die ja wie Mangoldblätter oder Weinblätter mit Reis füllen? Dann leicht anbraten und schmoren, als Antipasti auf den Tisch gebracht? Ich werde das mal ausprobieren…

    Entspannte Gärtner-Grüße von Annuschka

    Gefällt 2 Personen

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