Der Kopfsalat ist verbrannt, vertrocknet und beginnt zu schießen. Giersch ist zäh wie Leder. Doch die Kapuzinerkresse sprießt und blüht in fröhlichen Büscheln. Es gibt eine ganze Reihe von verschiedenen Kapuzinerkressen. Das was ich säe und ernte ist die Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus). Ursprünglich stammt Kapuzinierkresse aus Mittel- und Südamerika. Dort wächst sie mehrjährig. In Deutschland übersteht sie meist den Winter nicht und muss neu ausgesät werden. Andererseits sind die Pflanzen anspruchslos und hitzeverträglich.
In sämtlichen Beiträgen zur Kapuzinerkresse hält sich hartnäckig der Hinweis auf die Verwendung der unreif in Essig eingelegten Samenkapseln als Kapernersatz. Ich mag schon echte Kapern nicht. Weshalb sollte ich sie auch noch durch etwas noch abwegigeres ersetzen? Viel mehr interessiert mich dagegen, dass Blätter und Blüten essbar sind. Beim Salatpflücken nehme ich gerne auch einige Blätter Kapuzinerkresse mit dazu. Der scharfe Geschmack der Blätter kommt von den enthaltenen Senfölen. In der Mischung mit Pflücksalat oder Wildkräutern ist dies eine ungewöhnliche und mir sehr willkommene Note. Zudem wirken Senföle antibakteriell und durchblutungsfördernd. Die Kapuzinerkresse ist daher eine der Pflanzen die auch als pflanzliches Antibiotikum bezeichnet wird. Die Wirkung ist so gut nachgewiesen, dass in Kombination mit Meerrettich zugelassene Medikamente gegen Harnwegsinfekte und Erkältungskrankheiten gibt. Ein Salat, der nicht nur lecker ist und satt macht, sondern auch noch gegen Erkältung hilft? Genial! Dazu fällt mir sofort der Satz von Hippokrates ein: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“
Während also die Ingenieure der Lebensmittelindustrie uns die unterschiedlichsten Sorten „Functional Food“, von Gummibärchen zur Stärkung des Immunsystems bis zu blutdrucksenkender Margarine, schmackhaft machen wollen, wächst das wirkliche functional food längst im Garten.