Es gibt viele Möglichkeiten einen Garten zu beschreiben. Manche Gartenbesitzer lieben ihren japanischen Kiesgarten. Andere sind stolz auf die Terrassen ihres Hanggartens. Bei meinem Garten habe ich mittlerweile den Eindruck, dass er sein wesentliches Merkmal selbst entschieden hat: Ich habe einen Giersch-Garten. In meinem Garten wachsen viele Tomaten, ein bisschen Gemüse, zahlreiche Blütenstauden sowie einige Heilpflanzen.
Der Boden ist humushaltig mit leichtem Hang zum Lehm. Aber all dies sind nur zusätzliche Eigenschaften. Die Haupteigenschaft des Gartens ist der Giersch. Wenn ich ein Gemüsebeet anlege, dann muss ich es sehr regelmäßig jäten, damit das Gemüse halbwegs sichtbar bleibt. Beim Rhabarber sind die großen Blätter eine Hilfe, weil sie die offene Erde abdecken und es anderen Pflanzen erschweren genügend Licht zu bekommen. Ohne Rhabarber oder Jäten sieht es schnell aus, als handele sich um eine Giersch Plantage.
Giersch ist zweifellos mein Haupt-Unkraut: Er macht anderen Pflanzen das Leben schwer und wächst nicht dort wo er soll. Nun ist das mit Pflanzen, die nicht dort wachsen, wo ich es möchte, so eine Sache. Ist alles, was meiner Meinung nach am falschen Platz wächst gleich ein Unkraut? Dann müsste ich auch die Akelei in die Liste der Unkräuter aufnehmen. Ein besonderer Fall ist der Spitzwegerich. Im Rasen ist er eher eine Pflanze, die dort nicht sein soll. Aber wenn die Erkältungszeit beginnt, laufe ich regelmäßig durch den Garten, suche nach frischem Blättern und schätze ihn als Heilkraut. Entweder muss ich beim Rasenmähen immer einen Bogen um den Spitzwegerich machen oder ich brauche einen Platz, an dem er gezielt wachsen darf. Dort wiederum, muss ich ihn das als Nutzpflanze schützen und dafür sorgen, dass er nicht vom Giersch überwuchert wird. Ich habe daher entschieden ein eigenes kleines Spitzwegerichbeet zu schaffen und dieses gegen den Giersch zu schützen.
Als erstes habe ich die Fläche zwischen Gemüse- und Hochbeet mit der Grabegabel „ent-gierscht“ und danach spatentief die Erde ausgehoben. Dabei zeigt sich, dass der Giersch recht flache Wurzeln hat. Schon ab einer Tiefe von 10 Zentimetern ist die Erde gierschfrei. Im nächsten Schritt habe ich aus einer Mörtelwanne die Hälfte des Bodens herausgeschnitten. Die Wanne habe ich dann in das ausgehobene Loch gestellt, frische Erde ohne Gierschwurzeln aufgefüllt und mit Spitzwegerich bepflanzt.
In den ersten Tagen hingen die Pflanzen schlapp in ihrem neuen Beet, aber nach zwei Wochen hatten sie sich gut eingelebt. Schon gleich von Anfang an, hat sich etwas Vogelmiere zwischen den Spitzwegerich geschlichen. Das ist für mich OK. Ziel meiner Arbeit ist nicht ein steriler Garten mit Lagekoordinaten für jede einzeln registrierte Pflanze. Ziel ist es, dem Giersch Grenzen zu setzen. Und dies ist hoffentlich mit der massiven Wurzelsperre gelungen. Neben dem Spitzwegerich habe ich gleich eine zweite Kiste eingegraben. Dort soll später im Jahr die Pimpinelle ein Zuhause finden.