Ich finde ein Gartenblog lebt wesentlich von seinen Fotos. Doch es gibt einfach auch Dinge, die sich schlecht fotografieren lassen (zum Beispiel Mauersegler im Anflug an den Nistkasten) oder Arbeiten, die sich erst im Laufe der Zeit zu einem Thema für den Blog entwickelt haben. Da nutzt alles Ärgern nichts, Fotos, die ich vor zwei oder drei Jahren hätte gemacht haben müssen, um sie jetzt einzustellen, lassen sich nicht nachträglich herbeizaubern. Ein solches Thema, das ich erst nach ein paar Jahren erkannt habe, ist die Hainbuchenhecke. Wir haben das Haus gebraucht gekauft und die eine Hälfte des Grundstücks ist von Eibe begrenzt, die andere von Hainbuche. Alles wunderschön und viele Jahre lang gepflegt und eingewachsen. In der am wenigsten benutzten Ecke des Grundstücks treffen die beiden Hecken sich. Die letzten drei bis vier Pflanzen der Eiben-Hecke haben sich im Laufe der Jahre zu ausgewachsenen Bäumen von fünf bis acht Metern Höhe entwickelt und haben damit begonnen die Hainbuche zu verdrängen. Und das obwohl ich kurze Zeit zuvor bei einer Führung durch den Nationalpark Kellerwald-Edersee gelernt hatte, dass wenn man nur lange genug wartet – so ein paarhundert Jahre halt – ganz Deutschland von einem Buchenwald bedeckt ist. Irgendwie halten sich meine Eiben nicht an diese Aussage. Mittlerweile habe ich herausgefunden, weshalb das nicht funktioniert:
1. Wenn man noch länger wartet – so ein paartausend Jahre halt – dann ist ganz Deutschland von Eiben überwuchert. Eiben sind die einzigen Pflanzen die im Schatten von Buchen wachsen können und zudem älter als Buchen werden. Bis zu 3000 Jahren! Sobald also die Buchen in die Jahre kommen und absterben, kommt die Zeit der Eiben, in deren Schatten dann wirklich gar nichts mehr wächst.
2. Hainbuchen sind gar keine Buchen. Hainbuchen haben zwar die Buche im Namen, gehören aber zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae), während „echte“ Buchen zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae) gehören. Die normale Buche heißt eigentlich Rotbuche (Fagus sylvatica), da sie aber die einzige heimische Buchenart ist, wird meist nur von „Buche“ gesprochen. Kein Wunder also, dass sich eine lichthungrige Birkenart nicht gegen finsterschattige Eiben durchsetzen kann.
Um die Hainbuchenhecke gegen die Eiben zu unterstützen, habe ich nun begonnen, die Eibe auszudünnen, damit die Hainbuche mehr Licht bekommt. Immer wenn die Hainbuche ein paar neue, mutige Triebe bekommt, schaue ich, ob sie auch genug Licht bekommt und kürze entsprechend die Eibe ein weiteres Stück. Ich möchte kein Loch in die Eibenhecke schneiden und kürze daher immer nur Zug um Zug. Außerdem habe ich zur Unterstützung der Hainbuche nun auch ein paar Rotbuchen gesetzt. Die Unterschiede zwischen diesen beiden sind, so lange sie als Hecke wachsen, recht gering. Wenn man genau hinschaut, sehen die Blätter jedoch unterschiedlich aus. Die Blätter der Hainbuche sind gezackt.
Die Blätter der Rotbuche sind am Rand eher gewellt und sind zudem glatter und glänzender. Aber Rotbuchen kommen mit deutlich weniger Licht aus als Hainbuchen. Meter für Meter tausche ich jetzt Eibe gegen Hain- und Rotbuche aus. Das Foto vom Anfang der Aktion habe ich leider verpasst. Jetzt ist gerade so eine Art Übergangsphase. Die Hain-/Rotbuche ist auf dem Vormarsch und ein möglichst kleines Loch in der Eibe. Gleichzeitig ist zwischen den neuen Buchenzweigen und -Setzlingen noch reichlich Eibe übrig. Ich vermute mal, dass es noch ein paar Jahre dauern wird, bis ich ein Foto von der eibenfreien Buchenhecke machen kann.
Ein Monat später:
Ich habe wieder ein paar Äste der Eibe herausgenommen und zwei Eiben nun ganz abgesägt. Als Ausgleich habe ich weitere Hainbuchen gesetzt. Ich will die Eibe am liebsten gegen Rotbuche tauschen, aber von den gekauften Rotbuchen sind nur wenige angewachsen, während ich auf dem Grundstück noch ein paar wilde Hainbuchen-Setzlinge gefunden habe, die ich jetzt umsetze, um die Lücken zu füllen. Auch wenn ich die Eibe an dieser Stelle etwas auslichte, so bin ich mittlerweile sehr beeindruckt von diesem Baum. Ich habe gelesen, dass in England aus Eibe schon vor vielen Jahren sogenannte Langbögen gebaut wurden, weil das Eibenholz besonders zäh ist. Nachdem ich mir schon an relativ dünnen Zweigen die erste Astschere ruiniert habe, glaube ich das gerne. Ich bearbeite die Eibe jetzt nur noch mit diversen Sägen. Die dicksten Äste der Eibe (ab 10 Zentimeter) habe ich zu meinen Brennholzvorräten gelegt. Ich bin gespannt wie sich das Holz entwickelt. Gerade letzte Woche habe ich die ersten Stücke einer Weide zerkleinert. Eibe und Weide sind wahrscheinlich so gegensätzlich wie möglich: Weide ist selbst nach zwei Jahren noch so nass, dass sie wieder austreibt, aber, wenn sie endlich getrocknet ist, fast so leicht wie Styropor. Bei der Eibe vermute ich, dass sie so zäh und schwer bleiben wird, wie sie jetzt ist.
Man sieht nur was man kennt!
Durch die Beschäftigung mit meiner Hainbuchenhecke, erkenne ich Hain- und Rotbuche inzwischen auf den ersten Blick an den Blättern. Gerade habe ich nun die vermeintliche Hainbuchenhecke geschnitten und erst jetzt festgestellt, dass sich auch einige Rotbuchen in der Hecke versteckt haben. Mein erster Impuls war, die Rotbuchen zu versetzen, aber das habe ich dann doch lieber gelassen. Im Gartenjournal.net habe ich dann aber einen Artikel zur Vermehrung von Buchen gefunden. Die Vermehrung mit Stecklingen ist mir noch nie gelungen, aber mit Absenkern habe ich bei den Schwarzen Johannisbeeren sehr gute Erfahrungen gemacht. Das werde ich ausprobieren. Außerdem werde ich im Herbst Buchen aussäen. Bucheckern finde ich sowieso faszinierend und überlege jedes Jahr, was sich daraus wohl machen lässt. Nun gibt es einen Versuch mit der Aussaat von Buchen. Und vielleicht fällt mir ja bis zum Herbst noch mehr ein, das sich mit Bucheckern anfangen lässt.