Ich bin ein großer Fan von selbstgemachter Marmelade. Dabei muss es gar nichts Trendiges wie Kiwi-Cognac-Preiselbeere sein. Ich bevorzuge relativ einfache, geradlinige Rezepte. Meine Frau würde vielleicht sagen „Marmelade wie ein ehrlicher Hefekuchen“. Eine dieser Basis-Sorten ist Pfirsich. Doch auch, wenn ich nun schon einige Jahre Erfahrung habe und ich prinzipiell Marmeladekochen für eine einfache Sache halte, so endet es doch meist damit, dass ich bis abends um elf am Herd stehe und am nächsten Morgen um 6 der Wecker klingelt und mir erzählt, ich müsste zur Arbeit in irgendsoein Büro fahren. Sprich „gerade mal so eben“ 3 Dutzend Gläser Marmelade kochen, damit der Vorrat dieser Sorte bis über den Winter reicht, ist eine tolle Sachen für Menschen, die das Glück haben sich auf diese Tätigkeit konzentrieren zu können. Ich arbeite daran, auch dazu zu gehören! Bis es soweit ist, suche ich nach Möglichkeiten einen guten Vorrat aus Pfirsich, Erdbeere und Schwarze Johannisbeere auf entspannte Weise herzustellen. Alle, die wirklich Superköchinnen sind (ich glaube, die gibt es tatsächlich) und solche, die nur 3 bis 4 Gläser Marmelade kochen, können den Rest des Beitrags überspringen.
In diesem Jahr habe ich nun damit begonnen, auf dem Heimweg vom Büro ein oder zwei Päckchen Pfirsiche zu je 1 Kilogramm zu kaufen, die Pfirsiche zu Hause sofort zu schälen / zu zerkleinern und sie danach einzufrieren. Das ist pro Kilogramm gerade mal eine Viertelstunde Arbeit. Auf diese Weise muss ich mich weder mit einem einmaligen Großeinkauf abschleppen, noch verschimmeln mir die Pfirsiche, weil ich nicht alle gleichzeitig verarbeiten kann. So mache ich dies an jedem dafür passenden Tag und habe nach zwei Wochen ausreichend vorbereitetes Obst im Gefrierfach.
Nach dem Samstagsfrühstück hole ich mir meinen großen Marmelade-Topf, fülle ihn mit 4 Packungen gefrorenen Pfirsiche, sowie der passende Menge Gelierzucker und stelle die größte Platte des Herdes auf warmhalten. Nun taut das Obst langsam vor sich und ich habe den Rest des Vormittags frei. Als ich am Nachmittag absehen kann wie voll der Topf ist fülle ich noch zwei Kilo frische geschnittene Pfirsiche hinzu und lasse alles zusammen langsam aufkochen. Ich bereite die Gläser und einen passenden Trichter vor und nachdem der Fruchtbrei eine Weile gesprudelt hat, fülle ich die Gläser. So lässig war Marmeladekochen schon lange nicht mehr!
Das einzige Rätsel bleibt die Gelierprobe. Mit diesem Thema hadere ich nach wie vor. Wie soll man dann, nachdem der Fruchtbrei 4 Minuten gekocht hat, „sofort abfüllen“ wenn in der gleichen Anleitung steht, dass man eine Gelierprobe machen soll? Kocht der Brei währenddessen weiter? Dann entspricht die Probe aber nicht der abgefüllten Marmelade, weil durch das Kochen ja irgendetwas passiert und zumindest Wasser verdunstet, die Menge also weniger wird. Oder fülle ich ab ohne zu warten, ob die Probe auch fest wird, dann ist meine Marmelade vielleicht zu flüssig und ich erfahre es erst, wenn die Gläser schon gefüllt sind. Mittlerweile weiß ich, dass Pfirsich-Marmelade bei mir eher etwas laufig ist. Daher habe ich mehr Geliermittel zugegeben als vorgesehen und lasse mich überraschen ob es ausreicht.
Vor lauter Begeisterung für „Die neue Lässigkeit des Marmeladisierens“ habe ich ganz vergessen Photos zu machen. Ich füge statt dessen das erste Frühstück mit der neuen Marmelade ein.
PS: Die Marmelade ist auch in diesem Jahr wieder zu laufig :-)
Hallo Jürgen,
eine sehr schöne Gartenseite hast du da. Ich habe einiges gelesen und auch bei uns ist der Garten eine kleine Oase der Freizeit. Der Artikel über die Pfirsiche hat mich schmunzeln lassen. Falls du dieses Jahr wieder Marmelade machen möchtest: Bei uns gibt es demnächst welche im Garten. Sie werden schon rot und der Baum ist so voll, dass schon Äste abbrechen.
Viele Grüße
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Hallo Peach :-)
Schön, dass Dir die Seite gefällt! Das Angebot mit den Pfirsichen nehme ich gerne an. Ich überlege schon lange, mir auch einen Baum zuzulegen, aber ich bin unsicher, ob das Klima in Nordhessen dafür zu rauh ist.
Für Dich noch zwei Lesetipps: „was man von hier aus sehen kann“ und „Noch so eine Tatsache über die Welt“. Die Autorinnen (Mariana Leky und Brooke Davis haben beide Creative Writing studiert. Die eine in Canberra, die andere in Hildesheim.
Viele Grüße, Uhle
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Wenn es ok für Dich ist, hier ein paar Tipps:
Super ist, dass Du die gefrorenen Früchte mit dem Gelierzucker mischt und auftauen lässt ( am besten auch frische oder aufgetaute Früchte 2-3h ziehen lassen …zudecken wegen der Fliegen etc😉).
Wenn Du mit Gelierzucker kochst wirklich immer nur 1 kg Früchte in den Topf. Hast Du eine größere Fruchtmenge, dann immer nur kiloweise kochen. Also auch schon kiloweise ziehen lassen. Ein Spritzer Zitrone tut jeder Konfitüre gut, stellt den Geschmack der Früchte noch stärker heraus (Marmelade heißt es nur, wenn Zitrusfrüchte die Base sind).
Während der Gelierprobe ziehst Du den Topf von der heißen Platte, Gelierprobe am besten kurz ins TK-Fach und kannst nach 2 Minuten schon sehen, ob es funktioniert (was sowieso keine Frage ist, da Du ja nur 1 kg Früchte samt Gelierzucker 4 Minuten im Topf hast sprudelnd kochen lassen 😎).
Das sollte jetzt nicht oberlehrerhaft klingen 😘
Gutes Gelingen und liebe Grüße
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Danke für die gute Anleitung. So gar nicht oberlehrerhaft :-)
Vieles mache ich bereits genau wie beschrieben und bei den Erd- und Brombeeren hat es auch gut funktioniert. Die Pfirsiche werde ich dann nächstes Jahr erneut üben…
Viele grüße, Uhle
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