Viele Kräuter haben vom Frühling bis weit in den Herbst grüne Blätter. Dennoch sind sie nicht immer gleich aromatisch. Der Gehalt an Aroma- und Heilstoffen schwankt im Laufe des Jahres. Bei der Zitronenmelisse ist das Aroma vor der Blüte deutlich intensiver. Der häufig zu lesende Rat ist daher „Vor der Blüte pflücken“. Mittlerweile ist bei meiner Zitronenmelisse die Blüte vorbei und ich muss aufs nächste Jahr warten oder hätte rechtzeitig Blätter sammeln und trocknen müssen.
Heute habe ich eine dritte Möglichkeit entdeckt: Wilde Triebe und Sämlinge. Zitronenmelisse hat einen kräftigen Ausbreitungsdrang. Ich habe sie daher in einen Kübel gesetzt. Das hilft zumindest ein wenig dabei, dass sie nicht das ganze Kräuterbeet überrennt. Im ganzen Garten verteilt, finde ich natürlich trotzdem Sämlinge. Bisher habe ich sie als Unkraut gejätet. Doch gerade jetzt, nach der Blüte des offiziellen Busches, wird deutlich, dass die Sämlinge später sind. Während der Wurzelstock jedes Jahr aus der vorhandenen Wurzel neu austreibt, müssen die Sämlinge erst einmal ganz neue Wurzel bilden und in der für sie neuen Welt zurechtkommen. Dadurch wachsen und blühen sie später.
Für ein paar Blätter Zitronenmelisse als Tee oder Salatbeigabe werde ich jetzt also im Garten nach genau den Pflanzen suchen, die ich bisher als Unkraut gejätet habe!
