Wie schmeckt ein Garten? Schmecken im Garten ist ja wohl einfach. Warme saftige Erdbeeren direkt aus dem Beet. Tomaten die fruchtig und süß nach Sonne im Süden schmecken. Ähm, halt, es ist November. Es gibt zwei oder drei allerletzte rote Tomaten, die nicht von der Krautfäule dahingerafft wurden. Sie schmecken kalt und nass. Selbst Supermarkttomaten schmecken aromatischer. Und statt erntefrischer Erdbeeren gibt es Himbeeren aus der Supermarktkühltruhe.
Ähnlich wie beim Hören muss ich selbst aktiv werden, um Eindrücke zu sammeln. Das passt nicht zu meinem Bild vom Schreiben in der Natur. Ich habe mich darauf vorbereitet zu beobachten. Das ist im November zwar kälter und windiger als im August. Dafür sind die Eindrücke aber auch nicht wie eine Welle, die über mir zusammenschwappt. Dachte ich mir. Meine Vorstellung vom Naturschreiben war wohl zu romantisch. Es ist ein wichtiger Unterschied, nicht nur zu denken, sondern auch auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln, wie es wirklich ist. Das Schmecken ist so, dass ich gar nichts schmecke, solange ich mit dem Stift über meinem Buch sitze. Ich gehe in den Garten, weil ich bewusst schmecken möchte, was der Garten zu bieten hat.
Der Geschmack des Novembergartens ist immer noch vielfältig. Auch wenn der saftige und liebliche Geschmack der Früchte und Beeren fehlt.
Habichtskraut ist so bitter und pelzig wie im Sommer.
Giersch ist plötzlich richtig aromatisch. Mehr Sellerie als Karotte.
Wirsing ist angenehm mild und sehr sanft im Vergleich zu den harten Blättern des Gierschs und dem bitteren Habichtskraut.
Rucola ist ein saftiger Genuss aus Nüssen.
Kapuzinerkresse hat sich auf der Wiese vor dem ersten Frost versteckt. Frisch und scharf.
Zitronenmelisse ist eine Abschreckung. Sie braucht den Sommer.
Salbei und Thymian kommen ihrem Sommergeschmack recht nahe.
Thymian mit einer überraschenden Schärfe, die mir bisher nie auffiel.
Spitzwegerich ist zäh und bitter.
Pimpinelle schmeckt erst nach einer Weile nach Gurke.
Bei einer zweiten Gartenrunde entdecke ich außer der Pimpinelle auch seltsam durchscheinend braune trichterförmige Pilze (deren Geschmack ich nicht testen werde) und zwei letzte Äpfel (auf die ich sehr gespant bin). Für die Äpfel war es kein gutes Jahr. Von Anfang an waren es nur wenige. Und diese blieben sauer, bis sie vom Baum fielen. Zwei letzte kann ich nun probieren. Die Zeit hat sie süß werden lassen, auch wenn die Sonne fehlte.
Kennen sie Herbsthimbeeren.
Ich ernte jedes Jahr bis mindestens Ende November, einmal erinnere ich bei leichtemSchneefall am ersten Advent welche gepflückt zu haben. Sie reifen nur sehr langsam, schmecken aber köstlich.
Und die Blüte im August ist eine wunderbare spätsommerliche Insektenweide.
Die Schlehen dagegen harren noch des ersten Frosts.
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Der Garten hatte Himbeeren, als wir ihn übernommen haben. Aber wir wussten nicht „dass“ und „wie“ Himbeeren gepflegt werden. Nach einigen Jahren trugen sie dann immer weniger und der Giersch überwucherte sie. Danke für die Erinnerung.
Bisher überlegte ich nur, welches Gemüse sich so spät oder auch überwinternd noch anbauen lässt. Aber ein spätes Obst ist eine gute Idee!
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Meine Lieblingswintergemüse ist eindeutig Grünkohl, ich habe noch nicht wirklich geerntet, knabber aber immer mal ein Blättchen.
Die Kinder freuen sich auf die Topinamburernte, weil wir da immer Pommes draus machen.
Den Rosenkohl haben die Schnecken dieses Jahr leider vernichtet.
Die Rapunzel kommen gut, der Mangold auch, und mit Spinat klappts hier leider nie so recht … Und mit drei Himbeerhecken bin ich schon etwas närrisch.
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