Seit ein paar Jahren schleiche ich gedanklich um die Frage herum, ob ich einen Mirabellenbaum in den Garten pflanze. Ich kenne Mirabellen aus der Kindheit und fand die Früchte immer gleichermaßen lecker und ungewöhnlich. Ich kann mich nicht erinnern Mirabellen im Supermarkt gesehen zu haben. Wenn es sie auf Wochenmärkten oder in Bauernläden gibt, habe ich sie bisher dort verpasst. Aber letzte Woche hat meine Frau mich auf eine Notiz in Facebook hingewiesen: Foodsharing / Mirabellen zu verschenken.
Na klar! „Meine“ Mirabellen sind längst da. Ich brauche weder einen eigenen Baum pflanzen, noch ein paar Jahre auf die Ernte warten. Ich darf Mirabellen essen, die in einem anderen Garten wachsen. Außer dem aktuellen Stichwort Foodsharing, fällt mir dabei sofort die Permakultur ein. Soweit ich das Konzept bisher verstanden habe (und das ist nur die Ahnung einer Ahnung) ist ein Leitsatz der Permakultur: „Für die Erde sorgen – Für den Menschen sorgen – Überschüsse gerecht teilen.“ In diesem Sinne habe ich gerade Mirabellen aus Permakultur bekommen.
Begriffe wie Permakultur aber auch Foodsharing finde ich oft beeindruckend und blicke mit Bewunderung zu den Menschen auf, die sich aus ihrem Alltagsrhythmus aufraffen und neue Wege gehen. Vor lauter Faszination übersehe ich oft das, was ich selbst dazu beitragen kann. Auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Ich muss gar nicht im ganzen Landkreis an Feldrändern und in Privatgärten Mirabellen sammeln, um dann eine Mirabellensaftkooperative zu gründen. Es darf klein sein. Es darf einfach sein. Es darf sogar zu mir passen.
Vielen Dank an den Mirabellengarten, dessen Ernte bei mir zu Marmelade wurde!
Falls es mal keine freundlichen Mirabellen-Nachbarn gibt. Ein lesenswerter Beitrag aus dem Radiosender Deutschlandfunk Kultur:
Wildes Ernten in den Städten: Von Selbstversorgern und urbanen Mundräubern
Mit etwas Recherche finden sich viele Bäume und Sträucher, die von jedermann geerntet werden dürfen. Holunder lässt sich zum Beispiel sehr gut in Wald und Feld sammeln. Die größte Hürde dabei ist wahrscheinlich, dass es uns „modernen“ Menschen fremd geworden ist, dass etwas, ohne Aufkleber mit Preis, Produkt, Gewicht, Mindesthaltbarkeit, trotzdem essbar ist.