Heilpflanzenwissen: Weißdorngelee – ein Versuch

Die Weißdornbeeren leuchten weit und breit wie sonst nur der Birnbaum in Ribbecks Garten. Wie jedes Jahr, überlege ich, was sich vielleicht aus diesen Beeren herstellen ließe. Vieles andere muss ich mühevoll pflegen, damit es Früchte trägt, während der Weißdorn ohne eine meine Unterstützung übervoll mit Früchten hängt. Blätter und Blüten (Crataegi folium cum flore) sind ist als herzstärkende Heilpflanze bekannt. Bevor ich zum Erntekorb greife, möchte ich näheres zu den Früchten wissen. Sind sie ebenso heilkräftig wie Blätter und Blüten? Kann man sie roh essen oder müssen sie gekocht werden? Gibt es eine „übliche Verwendung“? Wenn die Früchte eine ähnliche Wirkung, wie Blätter und Blüten hätten, dann wäre mein Weißdorngelee eine Art Arzneimittel und nicht als tägliches Frühstück geeignet.

Die Informationen, die ich nach einiger Suche zusammentrage, sind eher spärlich. Die Früchte (Crataegi fructus) sind essbar und erinnern an mehlige Äpfel. Letzteres kann ich aus dem Selbstversuch bestätigen. Der botanisch korrekte Name der Früchte ist dagegen weiterhin unklar. Gelegentlich wird von Beeren gesprochen. Bei anderen Quellen ist von Scheinfrüchten die Rede. (Scheinfrucht ist ein Spezialbegriff der Botanik, der nichts über die Essbarkeit aussagt.) Weiter heißt es: „Ein Brei aus gekochten Früchten kann zur Herstellung von Marmelade verwendet werden.“ Ja, was nun? Wenn dort steht „er kann verwendet werden“, dann heißt das mit anderen Worten, dass es zwar möglich ist, aber niemand es umsetzt.
Wichtig erscheint mir noch die Unterscheidung in eingriffeligen und zweigriffeligen Weißdorn, die durch zahlreiche Artikel geistert. Beide Sorten lassen sich durch die Blätter unterscheiden. Eingriffeliger Weißdorn Crataegus monogyna) hat gelappte Blätter und einen Kern pro Frucht (den habe ich, siehe Foto). Zweigriffeliger Weißdorn Crataegus laevigata) hat eher ovale Blätter und die Früchte haben mehrere Kerne.

So weit die Vorbereitung. Nun ist es Zeit für den Erntekorb und das Experiment! Ich pflücke und putze so viele Weißdornfrüchte, bis ich 500 Gramm küchenfertige Beeren habe. Die Beeren kommen in den Dampfentsafter und ich lasse sie dort zwei Stunden köcheln. Dabei erhalte ich einen halben Liter Saft. Die Idee ist, den erhaltenen Saft mit eigenem Apfelsaft zu mischen, um die Menge zu vergrößern und daraus dann Gelee zu kochen.

Das Ergebnis ist leider enttäuschend. Ich habe frischen, eigenen Weißdornsaft aus biologischem Anbau hergestellt – aber das Produkt schmeckt schrecklich. Kein Wunder, dass das Angebot an Weißdorngelee sehr übersichtlich bzw. gar nicht vorhanden ist. Andere Früchte sind auch selten zu kaufen. Frische Schwarze Johannisbeeren, Aronia oder Berberitzen sind fast gar nicht zu bekommen. Bei Weißdorn hat es offensichtlich den Grund, dass mit diesen Früchten nichts anzufangen ist. Ich werde kein Weißdorn-Apfel-Gelee herstellen. Der Versuch hat Spaß gemacht und ich habe etwas dazu gelernt. Jetzt aber werde ich die Früchte des Weißdorns wie in den Jahren zuvor den Vögeln überlassen.

2 Gedanken zu “Heilpflanzenwissen: Weißdorngelee – ein Versuch

  1. Hallo Jügen!
    Danke für deinen interessanten Blog! Hab ihn gerade erst entdeckt.
    Zum Weißdorn: Hatten die Beeren Frost abbekommen oder hast du sie vorher eingefroren?
    Dann schmecken sie eigentlich ganz gut.
    Vielleicht kennst du den Effekt von Schlehen?
    Gruß, Sibylle

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    • Hallo Sibylle! Die Hälfte der Beeren hatte ich eingefroren, weil ich die Arbeit auf mehrere Tage verteilt habe. Die rohen Beeren schmeckten auch ganz OK, aber der Saft war leider gruselig ;-)
      Freut mich, dass der Blog Dir gefällt. Ich schreibe gerade über mein Fallobst. Da kam Dein Tipp mit den gefrorenen Äpfeln gerade recht!
      Viele Grüße, Jürgen

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