Ein Versuchsgarten für Bauern-Hortensien (Hydrangea macrophylla)

In vielen Gärten stehen die Bauern-Hortensien gerade in voller Blüte und auch die Gartenzeitschriften werden nicht müde von ihnen zu schwärmen. Dabei müssen es für den Garten gar nicht einmal neuesten und teuersten Sorten sein. Mit ein paar Jahren Geduld, wird auch aus einer kleinen Pflanze für 2 oder 3 Euro ein prächtiger Busch. In den letzten Jahren haben sich bei mir im Garten einige Hortensien angesammelt. Es ist beeindruckend, aber auch ein bisschen erschreckend zu sehen, wie unterschiedlich sie sich entwickelt haben. Ohne es je beabsichtigt zu haben, habe ich eine Art Versuchsgarten für Hortensien geschaffen. Insgesamt habe ich, in einem Garten mit etwa 500 Quadratmetern, 5 verschiedene Plätze mit Hortensien. So arg unterschiedlich können die Plätze doch gar nicht sein, dachte ich anfangs. Aber nach ein paar Jahren Gartenerfahrung und Hortensienpflege wird deutlich, dass es selbst auf solch einer nicht allzugroßen Fläche, zusätzlich zu den offensichtlichen Fragen wie Himmelsrichtung und Wasserversorgung, ein deutliches Mikroklima gibt.

Mittlerweile habe ich Bauern-Hortensien in allen Formen und Stadien: Hellgrüne Blätter (fehlender Dünger), vertrocknet (im Winterquartier zu wenig gegossen), erfroren (nicht genug Winterschutz im Freiland) oder mickrig (zu wenig Licht). Aber es gibt auch die Versionen Spätfrostüberstanden und Vollsonnigeblüten! Wie bei Allem, das nicht von alleine wächst (Gänseblümchen, Löwenzahn) oder irgendwie schon immer da war (Johannisbeer-Büsche, Holunder, Apfelbaum), ist es durchaus sinnvoll ein paar grundsätzliche Dinge der Theorie zu wissen, aber wie die Pflanzen dann wirklich sind, weiß man erst nach der Erfahrung im eigenen Garten.

Sonne oder Halbschatten?

Die ersten Exemplare habe ich vor circa 5 Jahren in eine halbschattige und feuchte Ecke gesetzt. Ich war der Meinung, dass dies der ideale Platz dafür ist. In den ersten zwei Jahren war dies auch so, aber so nach und nach wurde deutlich, dass die Hortensie, die in einem Kübel auf der Terrasse in der prallen Sonne steht, viel größer geworden ist und reicher blüht. Die Pflanzen an der halbschattigen Bank wurden von Jahr zu Jahr immer kraftloser. Mittlerweile habe ich eine dieser Hortensien durch Funkien ersetzt und hoffe, dass Funkien sich dort wohler fühlen. Die andere Hortensie ist nun in einer Zinkwanne, damit ich sie gezielter wässern und düngen kann. Zudem habe ich die Eibe, die für den Schatten in dieser Ecke zuständig ist, kräftig gestutzt und der Halbschatten ist nun etwas lichter. Auch in meinem Bauerngarten habe ich gute Erfahrungen mit der Kombination aus voller Sonne und Hortensien gemacht. Solange ich regelmäßig gieße, ist alles in Ordnung.

Welche Erde?

Neben der Frage nach Halbschatten oder Sonne, geht es ja immer wieder um die Erde und den richtigen pH-Wert, also ob die Erde leicht sauer ist oder eben ganz normal. Ich finde blaue Hortensien beeindruckend und doch verzichte ich im eigenen Garten weitgehend auf Spezialdünger, Zugabe von Aluminium und Moorbeeterde. Wenn die Erde von sich aus so sauer ist und die entsprechenden Aluminium-Salze vorhanden sind, dann blühen Hortensien blau. Im meinem Garten ist mir das einerseits zu viel Aufwand und andererseits wird zwar viel von natürlichen Gärten und naturnahem Leben geschrieben, aber die Hortensien bekommen dann die Chemikeule bis sie blau sind? Für mich ist das widersinnig. Vieles hängt davon ab, was die eigenen Ziele sind. Wenn ich eine vollständige Sammlung an Hydrangea haben möchte, muss ich die entsprechenden Bedingungen schaffen. Mein Ziel ist ein Garten in dem die Pflanzen und ich gleichermaßen gerne sind. Es gibt so viele wunderschöne Pflanzen, die mit der Erde und dem Wetter in meinem Garten zurecht kommen, dass ich auf jene, für die das nicht möglich ist, verzichte. Ich habe also rote Bauern-Hortensien und weiße Ball-Hortensien (Hydrangea arborescens). Fertig. Wenn ich blau möchte, setze ich Rittersporn, Kornblumen oder Wegwarten.

Abschneiden oder Winterschönheit?

Das mit den wild-romantischen Fotos von Raureif auf den vertrockneten Blütenständen funktioniert an zwei, maximal drei Tagen im Jahr – die man meist verpasst, weil man im Büro ist oder es draußen einfach viel zu kalt ist. Da ist es einfacher im Januar eine Gartenzeitschrift zu kaufen, am besten eine von denen mit vielen wunderschönen Bildern. Ich bin immer wieder überrascht wie wenig Text übrig bleibt, wenn man die Bilder alle aussortieren würde. Vielleicht sind das eigentlich Foto-Zeitschriften und gar keine Garten-Zeitschriften? Aber egal, die Fotos sind wirklich gut und im eigenen Garten gelingen sie kaum. Ich verzichte daher auf die Chance für Winterfotos und schneide im späten Herbst nach der Blüte zurück. Der Rückschnitt im Frühjahr, wenn schon die neuen Blätter austreiben ist eine wirklich mühsame Arbeit. Gerade wenn im Frühling so viel im Garten zu tun ist! Da erspare ich es mir zwischen den Hortensien herumzukrabbeln und die Blütenstände von letztem Jahr aus den frischen Blättern zu pulen.

Wenn ich also die Erfahrungen aus meinem Versuchsgarten für Hortensien zusammenfasse, dann sind das:

  • Das eigene Mikroklima kennen und lieber viel Sonne als viel Schatten.
  • Die Pflanzen in meinem Garten müssen mit wenig Aufwand hier wachsen und gedeihen können.

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