Mittwinter ist die dunkelste Zeit des Jahres. Zudem ist es in diesem Jahr frostig kalt. Da bei mir zu Hause gerade die Heizung ausgefallen ist, kann ich mir nun sehr lebensnah vorstellen, wie furchtbar für unsere Vorfahren der Winter gewesen sein muss. Kaum ist es Mittag, schon wird es wieder dunkel und die Kälte kriecht jeden Tag ein Stück weiter in das Heim und das Gemüt. Die einen gehen im Dunklen zur Arbeit und kehren erst zurück, wenn es schon wieder dunkel ist. Die anderen sind zum Nichtstun verdammt, weil auf dem Feld und im Garten nichts wächst und nichts zu tun ist, um für die nächste Ernte zu sorgen. Das mag ein wenig übertrieben sein, aber ganz so unrealistisch ist es wohl nicht. Ab heute wird es nun Tag für Tag ein wenig heller. Die Tage werden wieder länger. Es werde Licht!
Während zu früheren Zeiten jedes bisschen mehr an Licht auch ein mehr an Leben bedeutet, haben wir mittlerweile so viel Licht, dass wir gar nicht mehr wissen, wohin damit. Ganze Innenstädte sind taghell beleuchtet, damit auch der letzte Nachtschwärmer weiß, wo er den nächsten H&M, C&A oder Burger King findet. Die haben zwar allesamt nachts um drei geschlossen, leuchten aber weiterhin um die Wette.
Nicht nur wir Menschen sehen den Sternenhimmel nicht mehr, auch zahlreiche Tiere orientieren sich am Kunstlicht der Städte anstatt an am Stand des Mondes oder dem Sonnenaufgang. Bei Spektrum.de und nationalgeographic.de gibt es sehr informative Artikel dazu – auch wenn die Lesefreude durch zahllose Werbe-, Cookie- und Newsletter-Fenster deutlich getrübt wird.
Ich möchte nicht ins Mittelalter zurück, ganz gewiss nicht, dafür haben mir zwei Tage ohne Heizung (aber mit Kaminofen!) gereicht, doch so manche Lichtquelle könnte ersatzlos entfallen oder viel sinnvoller gestaltet werden. Am Frankfurter Flughafen wird heftig über Lärmpausen diskutiert. Wie wäre es mit einer Beleuchtungspause für Werbeleuchtschriften und Fassadenbestrahlungen? Aus den damit eingesparten Stromkosten ließen sich dann auch gerne ein paar neue Straßenlaternen aufstellen. So toll die Milchstraße auch ist, ich möchte mir auf dem Weg dorthin nicht die Beine brechen, weil ich ein Schlagloch im Bürgersteig übersehen habe.