Die sehr milden oder eigentlich gar nicht vorhandenen Winter der letzten Jahre haben mich nachlässig werden lassen. Was ich an diesem Wochenende nicht erledigen kann, hat ein oder zwei Wochen später auch noch Zeit. Im letzten Jahr habe ich ernsthaft überlegt im Dezember noch Rassen zu mähen. Weshalb sollte ich mich also damit beeilen, den Garten winterfest zu machen, wenn der Winter entweder erst im Februar / März oder vielleicht auch gar nicht kommt? Das Wetter der letzten Wochen hat mich inzwischen allerdings nachdenklich gemacht. Ich hatte nicht unbedingt 20 Grad und Sonnenschein erwartet, aber so ein paar milde Tage ohne Regen, wären mir durchaus recht gewesen.
Nun gut, wenn das Gras also jeden Tag aufs Neue zu nass für den Rasenmäher ist, dann werde ich das Laub, das auf dem Gras liegt dann wohl doch zusammen rechen anstatt wie geplant einfach mit dem Rasenmäher darüber zu fahren und damit nicht nur das Laub einzusammeln sondern zugleich eine wunderbare Rassenschnitt-Laubhäcksel-Mischung für den Komposthaufen herzustellen.
Während ich so das Laub reche – eine wirklich interessante Mischung aus heutiger Kontemplation und morgigem Muskelkater – sehe ich, dass unter der Hainbuchenhecke viel welkes Laub liegt. Na klar, obendrüber ist die Hecke und wo soll das Laub sonst hin. Im restlichen Garten liegen mal da und mal dort ein paar Blätter. Da wir sehr wenige Bäume im Garten haben, ist Laub fast so etwas wie Mangelware und es gab schon Jahre, in denen ich zum Laubsammeln in den Wald gefahren bin, um wenigstens die Rosen abdecken zu können. Im Garten liegt also recht wenig Laub, aber entlang der Buchenhecke liegt eine verlässliche Schicht. Als ich anfange dieses Laub zusammen zu kehren, entdecke ich darunter frische Triebe meines „Lieblingsunkrautes“ Giersch.
Das ist wirklich eine geschickte – oder sollte ich besser sagen hinterlistige? – Strategie des Giersches. Im Sommer ist es vielen Pflanzen unter der Hecke zu dunkel. Der Giersch hat dort also wenige Konkurrenz und kann sich dort sein Basislager einrichten. Von der Hecke aus erobert er dann die angrenzenden Beete und Rasenflächen. Im Herbst liefert die Hainbuche dann sogar noch den Winterschutz, damit der Giersch nicht versehentlich erfriert und im Frühjahr, wenn das Laub schon halb verrottet ist, bekommt der Giersch frei Haus die nötigen Nährstoffe geliefert, um gleich als erster in die neue Saison zu starten. Nachdem ich diese Strategie nun durchschaut habe, werde ich unter der Hecke besonders ordentlich Laub kehren und der Giersch muss in diesem Jahr ohne Laub-Wintermantel auskommen!