
„Die Wurzeln des Glücks“ ist eindeutig ein Sachbuch, aber es ist leicht zu lesen. Die Verweise sind allesamt in einen Anhang gepackt und verstopfen nicht die Fußzeilen mit Fremdworten. Obwohl es ein so sachliches Buch ist, ist es sehr lebendig geschrieben und nach fast jeder neuen Studie, die Lucy F. Jones erwähnt, habe ich den Impuls sofort in den Garten zu gehen oder für eine Tageswanderung zu planen. Allein die Lektüre lässt aufatmen, weil so überdeutlich wird, wie sehr wir Menschen unser Leben verbessern können, indem wir einfach nur ins Grüne gehen.
Es ist ein etwas untypisches Gartenbuch, da es keine Arbeitsanleitungen für den Gemüseanbau enthält. Stattdessen zeigt es die zahlreichen positiven Auswirkungen von Natur, Pflanzen und dem Buddeln in frischer Erde auf den Körper als Ganzes. Wer also nicht wegen der Versorgung des Körpers mit frischem Salat und Gemüse in den Garten geht, der sollte es zumindest für die Versorgung seines Geistes mit frischen Gedanken tun!
Lucy F. Jones zeigt auf vielfältigste Weise, wie die Natur uns Menschen körperlich und geistig gesund erhält. Eigentlich sind die Zusammenhänge klar und deutlich. Dennoch zeigt sie ebenso klar auf, wie schwer wir Menschen uns damit tun, die heilende Wirkung eines Waldspaziergangs oder selbst eines Großstadtparks anzuerkennen. Ist es wirklich berechtigt, dass Ärzte für die positiven Wirkungen der Natur die gleichen wissenschaftlichen Nachweise und Doppelblind-Studien erwarten wie für die Wirkung von Anti-Depressiva und Herz-Kreislauf-Medikamenten? Und was muss noch passieren, dass diese Studien, von denen es mittlerweile reichlich gibt, auch umgesetzt werden? Einfach mal eine Woche wandern verschreiben, statt ein neues Anti-Depressivum auszuprobieren!
Dabei geht es in „Wurzeln des Glücks“ nicht um ein hätte, könnte, sollte. Lucy F. Jones berichtet immer wieder von tatsächlich existierenden Projekten oder bereits durchgeführten Studien und deren Ergebnissen. Für alle ihre Aussagen führt sie in einem ausführlichen Anhang die Nachweise an. Meist verwendet sie dafür Internet-links. Dies macht es für mich als Leser einfacher, die Quellen selbst nachzulesen. Ein Verweis auf eine renommierte Zeitschrift mit genauer Seitenzahl und Jahrgang mag wissenschaftlicher anmuten, ist aber für jeden Leser, der nicht gerade eine Universitätsbibliothek in der Nachbarschaft hat ein unüberwindliches Hindernis.
Eine Faustregel besagt, dass man 10.000 Stunden an Übung/Erfahrung braucht, um etwas wirklich gut zu beherrschen. Lucy F. Jones verweist darauf, dass Schüler in Nordamerika bis zum 18. Lebensjahr etwa 12.000 Stunden im Klassenzimmer verbringen. In dieser Zeit sind sie Meister darin geworden fernab der Natur zu leben!
Lucy F. Jones ist keine Predigerin für ein Leben wie im Mittelalter oder fern jeglicher Zivilisation. Alle Studien, auf die sie verweist, sind tatsächlich durchgeführte Untersuchungen mit im Alltagsleben umsetzbaren Maßnahmen wie mehr Bäume auf dem Schulhof oder Unterricht im Freien.
Die vielen weiteren Überlegungen und überzeugenden Beispielen aufzulisten, hieße es, das halbe Buch abzuschreiben. So voll von einleuchtenden und durchgängig mit Verweisen belegten Argumenten ist das Buch.
Auch Gärtnern kommt immer wieder als Thema vor. Es bietet die ideale Kombination aus Bezug zur Natur, Aufenthalt im Freien und körperlicher Bewegung. Obendrein schafft man sich durch Gärtnern die eigene gesunde Nahrung. Ohne es als Untertitel zu verwenden und vielleicht sogar ohne es zu beabsichtigen hat Lucy F. Jones einen begeisternden Appell für das Gärtnern geschrieben.
„Ohne die Möglichkeit, mit Pflanzen und anderen Spezies in Kontakt zu kommen, mit Bäumen, den Sternen, leben wir ärmer, kränklicher und gestresster.“ (Lucy F. Jones)