
In fast jedem Gartenjahr unternehme ich einen neuen Anlauf das Staudenbeet in den Griff zu bekommen. Dass das Staudenbeet jedes Jahr anders blüht, ist in Ordnung, aber oft ärgere ich mich, dass es so halbwild ist. Der Boden besteht aus einem Filz von Gundermann, Quecke und Scharfem Hahnenfuß. Und der „Luftraum“ wird von Gräsern, Feinstrahl und Herbstlöwenzahn dominiert.

Aber dann hat sich zum ersten Mal seit vielen Jahren ein Fingerhut von allein ausgesät.
Die Bartnelke ist nach 3 Jahren plötzlich wieder da.
Wilde weiße Margeriten sind Dauergast.
Und abends um halb 10 an Mittsommer durchsucht eine letzte Hummel die Flockenblume.
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Selbst den Scharfen Hahnenfuß mag ich, wenn er blüht und ein wenig die Trollblume ersetzt, der es hier nicht feucht genug ist. Da fällt es schwer, intensiv zu jäten. Quecke und Scharfer Hahnenfuß krallen sich so sehr in den Boden, dass ich sämtliche junge Triebe von Echinacea, Skabiose und Mädchenauge mit herausreißen würde.

Gerade dann, wenn ich vom allgemeinen Wildwuchs die Nase voll habe und kurz davor bin alles ganz neu zu planen und zu pflanzen, überraschen mich die einzelnen sehr hohen Gräser. Ist das wirklich Unordnung oder nicht viel mehr ein filigraner Schmuck? Schwebend leicht in 120 Zentimeter Höhe bei gerade einmal 0,2 oder 0,3 Zentimeter Durchmesser. Für ein Hochhaus mit 10 Metern Durchmesser, entsprechen die diese Größenverhältnisse einer Höhe von fast fünf Kilometern. Kein technisches Bauwerk hat das bisher geschafft.
Auch der Indianernessel hätte ich keinen besseren Hintergrund als einen tiefgrün wuchernden Busch Herbstastern und das weiße Glitzern des Feinstrahls geben können.

Sogar die einjährige Rudbeckia ist zurückgekommen. Ich hatte es gehofft, war mir beim letzten Jäten nicht ganz sicher, wessen Blätter dort austreiben und hatte diese erst einmal wachsen lassen. Wenn ich zwischen all diesem grünen Treiben etwas aussäe, sehe ich meist keine einzige Blüte davon. Aber sich selbst aussäen, schon im August/September die Blüten für den nächsten Sommer vorbereiten und den gesamten Winter abwarten, die Pflanzen schaffen das überraschenderweise.
Wenn sich also die Unkräuter nicht verhindern lassen und die Zierstauden wie Rittersporn und Taglilie im Gewimmel untergehen, dann ist die Lösung vielleicht die Wildheit zu gestalten, anstatt sie (erfolglos) zu bekämpfen.

Die Skabiose ist als Gartenzüchtung viel langweiliger als die Naturform.
Das Berufkraut (Feinstrahl) lässt sich eh nicht verhindern.
Der Wiesenstorchschnabel hat sich gut eingelebt.
Eine unbekannte Wildstaude, die mich an Rittersporn erinnert. Deutlich über 1 Meter hoch und locker mit blauen Blüten besetzt. Jedes Jahr im Juni kommen sie ungefragt wieder.

Auch ein lebendes Insektenrestaurant (Distel) hat sich angesiedelt und wird von vielerlei Bienen besucht. Man trifft sich mit verschiedensten Arten zum gemeinsamen Mittagessen.
Wenn ich hier sitze und dem geflügelten Treiben zusehe, wird selbst ohne Vorkenntnisse die Vielfalt der Wildbienenwelt deutlich. Anhand der Fotos kann ich meinen eigenen Wildbienenkurs gestalten. Das Schaben der Wespen am Holz der Gartenbank ist so laut, dass ich mich erschrocken danach umdrehe.
Den Phlox werde ich allerdings herausholen aus dem wilden Gewimmel. Er wird regelmäßig überwuchert und verträgt nicht so viel Sonne, wie er dort bekommt. Auch die Pfingstrose braucht endlich einen eigenen Platz. Aber der Rest der Fläche bekommt noch mehr wilde Unterstützung. Die rote Waldnelke fühlt sich überraschend wohl. Indianernessel und Skabiose sind schon da. Vielleicht im nächsten Jahr noch etwas Sternmiere. Staudenbeet oder Bauerngarten ist mich nicht mehr „Zierstauden + Ordnung“. Das heißt nicht, dass ich ab sofort ein undurchdringliches Dickicht aus Winden, Giersch und Quecke dulde. Es soll blühen, und es darf wild sein. Eine Kombination aus Zierstauden, die sich hier wohlfühlen und durchsetzen können, wie Echinacea, aber auch einheimische Wildstauden.

So geht es mir auch! *seufz*
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Ach, ich finde das tröstlich! In soo vielen Beiträgen werden Staudenbeete als einfacher Weg zum Blütenmeer beschrieben. Aber wie es ein oder zwei Jahre später aussieht, wird nicht erzählt.
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Die Katze im Sack!
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