Die Krokusse leuchten mit der tiefstehenden Sonne um die Wette. Und Gartenliebhaber wie Insta-Blogger präsentieren von überall her ihre ersten Blüten. Auch ich schleiche täglich mit suchendem Blick ums Haus, ob nicht irgendwo eine neue Blüte zu sehen ist.
Während ich nach den Blüten intensiv suchen muss, sind andere Zeichen des Spätwinters unübersehbar: Einiges wird nach dem strengen Frost gar nicht mehr blühen. Rosmarin, Ysop und Salbei stehen in der ersten Reihe derer, die schwer unter den niedrigen Temperaturen gelitten haben. Selbst der Sommerflieder wirkt, also könne er es sich nicht vorstellen, jemals wieder grüne Spitzen zu tragen. Dies wird in vielen Gärten nicht anders aussehen – auch wenn es keine so pittoresken Fotos abgibt.
Ich habe in den letzten Jahren gerade bei Salbei und Rosmarin mit fest im Boden verwurzeltem bessere Erfahrungen gemacht als mit Kübeln. Ich werde nun lange warten, bis klar ist, was oder wie viel ich verloren gebe. Am Ysop sind die untersten fünf Zentimeter noch grün. Vom Salbei erfrieren jeden Winter einige Zweige. Ich will nicht zu früh etwas abschneiden, das vielleicht dann doch noch ausschlagen wird. Mal sehen, wo ich eine Extraportion Geduld herbekomme, um den Anblick der graubraunen Gerippe möglichst lange zu ertragen.
Also schnell noch eine Runde durch den Garten. In der Hoffnung, etwas erfreulich Blühendes zu finden. Und danach zurück ins schützende Haus. Hinter jedem Krokus, jedem Schneeglöckchen lauert schon ein meterlangegezogener Schatten. Die tiefstehende Sonne blendet für heute ein letztes Mal. Sobald sie um die Hausecke verschwindet, kehrt die Kälte in die Schatten zurück.