Eine Garten-Insel im Corona-Wahnsinn

Das Hochbeet ragt aus einem Meer von Herbstlaub. Es steht schon das ganze Jahr als gestrandeter Holzcontainer auf grünem Land. Erst jetzt, die Wiese ist mit welken Blättern verhüllt, fällt mir beim Blick aus dem Fenster die Parallele zu einer Insel auf.

Sofort blättern in meinem Kopf die Gedanken und Bilder weiter. Nicht nur das Hochbeet, der ganze Garten ist eine Insel auf, der wir, meine Frau und ich mit den Katzen Zuflucht gefunden haben. Wir sind schon immer gerne in diesem Garten, aber in diesem Sommer ist er Schutzraum und Rückzugsort.

Was ist aus der Welt um uns herum geworden?
Jeder Sommer ist heißer und trockener als sein Vorgänger.
Der Unterschied zwischen Wahrheit und Betrug ist verloren gegangen. Selbst die bösartigste Lüge ist einfach nur eine alternative Wahrheit.
Und als hätte uns noch irgendetwas gefehlt nun eine Virusplage, die es mit der Spanischen Grippe von 1918 aufnehmen kann.

Manches war absehbar. Während die Experten sich weiterhin um Nachkommastellen und Interpretationsspielräume streiten, zeigen uns Corona und Gletscherschmelze, dass sich mit Physik und Naturgewalten nicht verhandeln lässt. Je schlauer sich die Regierenden wähnen, desto mehr Bürger zahlen den Preis dafür. Weltweit ist der Preis für das Corona-Virus mittlerweile auf über eine Million gestiegen. In Deutschland gibt es gerade einmal 4 Städte, die größer als 1 Million Einwohner sind. Eine Stadt wie Köln ist einfach mal so weg. Ein ganzes Land wie Island* – ausgestorben. Und wir streiten weiterhin, ob es das Virus tatsächlich gibt.

Ich blicke sprachlos und hilflos auf meine Garteninsel. Sag, lieber Grünkohl, wird das wieder normal? Er antwortet nicht. Zumindest nicht in einer Sprache, die ich verstehe. Meine eigene Antwort kann ich zwar verstehen, aber sie gefällt mir nicht: Nein, es wird nicht mehr so wie vorher. Das ist das jetzt neue normal. Wie also weiter?

Immer mehr von dem, was wir bisher getan haben? Noch mehr Wachstum, Geld, Konsum, Autos? Das ist das, was uns hierher gebracht hat, an den Rand der Klippe, an der wir mittlerweile stehen. Da nützt es auch nichts, zu sagen, dass die Autobahn nur noch für Elektroautos die Wälder zerstört (#DanniBleibt).

In Gedanken versunken, pflücke ich eine wirklich allerletzte Freilandtomate. Dann fallen mir die hoffnungsgrünen Keime im anderen Hochbeet auf. Die Wintersaaten gehen auf. Mein eigenes Handeln ist nicht so wirkungslos, wie ich befürchte. Das, was ich hier bei mir im Kleinen tue, hat eine Wirkung. Vielleicht ist sie genauso klein, wie mein Handeln. Aber ich kann handeln und bewirken. Als erstes muss ich für mich selbst sorgen. Nicht raffgierig, sondern gut. Dazu gehört sorgsam mit meiner Umwelt umzugehen. Ich kann in meinem Garten nur ernten, wenn ich achtsam mit diesem kleinen Stück Land umgehe. Mir wird klar, dass ich gerade zwei der drei Grundprinzipien der Permakultur formuliert habe: „earth care“ und „people care“. Vielleicht hat der Grünkohl mir doch geantwortet. Ich habe nur eine Weile gebraucht, bis ich die Antwort verstanden habe.

Sorge für das Land – Sorge für die Menschen – Teile gerecht


* Island hat nur 330.000 Einwohner. Selbst wenn man Luxemburg, Andorra, Liechtenstein und Island zusammenzählt, reicht es noch nicht für die Million.

4 Gedanken zu “Eine Garten-Insel im Corona-Wahnsinn

    • Danke für Deine Rückmeldung! Manchmal weiß ich nicht mehr, ob ich verrückt bin oder all die anderen um mich herum. Da ist es gut, mal eine Meinung von außen zu hören. Heute waren in einer Nachrichtensendung erst die gestiegene Anzahl der Todesfälle und dann der Bericht über die Coronaleugnerdemos. Ja, ich find’s auch nicht toll, dass die Cafés geschlossen sind, aber es wird nicht besser, wenn ich behaupte, es gäbe das Virus nicht. Liebe Grüße, Uhle

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  1. Lieber Uhle,
    ich wollte dir eine Antwort auf deine Fragen geben, aber ich sehe, du hast selber eine gefunden.

    Trotzdem lasse ich kurz meine Gedanken hier: Jeder ist eine Insel. Jede Familie ist eine Insel. Jede Einwandererfamilie ist eine Insel, die wiederum Inseln mit anderen Einwanderern bildet. Machen wir es auch so. Bilden wir unsere Inseln. Dann klappt es, da bin ich mir sicher.

    Deine Gedanken finde ich aber besser!

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    • Danke für Deine Gedanken, liebe Ingwer. Ja, das ist ein weitere Aspekt des Inselthemas.
      Ich nehme mir das immer wieder vor, mit anderen Inseln einen besseren Austausch hinzubekommen und dann kruschtele ich doch alleine vor mich hin. Ein früher Sylvestervorsatz: Besseren Kontakt zu anderen Garteninseln in meiner direkten Umgebung bekommen. Danke, für den Anstoß!

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