Heilpflanzenwissen: Mädesüß – Sommerduft und Erkältungstee

 Mädesüß im Garten: Heimische Duft- und Wildstaude
Ich kenne viel zu wenige Pflanzen, die in meiner eigenen Region wachsen und trotzdem besonders sind. Bei dem Stichwort „Wildstaude“ bin ich oft vorsichtig, weil es in vielen Fällen die freundliche Umschreibung für Unkraut ist. Wildstaude klingt einfach viel besser. Aber nicht nur der Giersch wächst wild und überall. Auch Skabiose, Wald-Storchschnabel und Mädesüß sind einheimische Wildstauden. Mädesüß blüht dieses Jahr zum ersten Mal auch bei mir im Garten!

Herbst des Vorjahres: Vom Sonderangebotstisch des Pflanzenmarktes angelockt, kaufe ich zwei Töpfe Mädesüß. Es ist Herbst und der Laden will, seine Kräuter loswerden. Dann stehen die beiden also bei mir und ich muss sie über den Winter bekommen. Doch zumindest kann ich mich erst einmal davor drücken, zu entscheiden, wo das Mädesüß denn in meinem Garten wachsen soll. Einen Bachlauf habe ich nicht, leider. Den hätten wir beide gerne.

In den typischen Gartenbedarfssupermärkten macht man sich keine Arbeit damit, Pflanzen über den Winter zu bekommen, nur um zu riskieren, dass sie nächsten im Frühjahr trotzdem nicht mehr verkaufshübsch sind. Stattdessen bekommen die Pflanzen dann ein Schild „Angebot!“ und wandern zusammen mit dem Überwinterungsrisiko in den Wagen der Kunden.

April: Inzwischen ist der Winter lange vorbei und die Pflanzen haben die Zeit im hellen Keller und den engen Töpfen überstanden. Vielleicht sind sie bei einem Platz für den Sommer ja genauso kompromissbereit wie beim Winterquartier. Immerhin alles besser als Gartenbedarfssupermarkt. Als erstes gibt es große Töpfe, frische Erde und einen Platz in meinem Pflanzenkindergarten. So nenne ich die Fläche unter der Felsenbirne. Ein halbschattiger Platz in der Nähe von Pflanztisch und Wassertonne. Dort habe ich Neuankömmlinge und frisch Umgetopfte gut im Blick und kann beobachten, wie es ihnen geht.

Ich verbinde Mädesüß mit Bachufern. Daher überlege ich lange, welcher Platz in meinem Garten feucht genug sein könnte. Ich habe keine sumpfig feuchten Bereiche zu bieten. Einerseits bin ich froh darum. Andererseits mag ich den Duft und die Heilkraft des Mädesüß und hätte es gerne bei mir im Garten. Schließlich biete ich den beiden Mädesüßtöpfchen aus dem letzten Herbst zwei verschiedene Standorte an. Der erste eher halbschattig zusammen mit Funkien. Der zweite eher sonnig und hoffentlich feucht genug.

Juli: Ich habe eigene Mädesüßblüten! In diesem Jahr sind es noch recht wenige. Ich ernte noch nichts und lasse die Pflanzen sich in Ruhe entwickeln. Aber im nächsten Jahr werde ich die Blüten als Erkältungstee sammeln und trocknen. Meine beiden Mädesüß-Standorte sind nicht ideal, aber zum Glück gut genug, dass die Pflanze sich dort entwickelt.

Mädesüß als Heilpflanze: Die pflanzliche Vorstufe zur Acytylsalicylsäure (ASS, z.B. Aspirin)
Wer verpasst hat Linden- oder Holunderblüten als Erkältungstee zu sammeln, hat jetzt mit dem Mädesüß die nächste Chance. Die Blüten riechen so gut, dass sie früher verwendet wurden, um den Honigwein Met zu aromatisieren. Aber nicht nur der Duft ist bemerkenswert. Die Blüten enthalten auch eine chemische Verbindung, die dem Schmerzmittel ASS ( = Acetylsalicylsäure) ähnlich ist. Im menschlichen Körper wird die Salicylsäure des Mädesüß zu Acetyl-Salicylsäure umgebaut.

Es ist zwar erwiesen, dass Mädesüß Salicylsäure enthält. Leider sind die Angaben zum Gehalt der Salicylsäure in den Blüten des Mädesüß nicht eindeutig. Einerseits heißt es, Mädesüß sei nur schweiß- und harntreibend, da der Gehalt an Salicylsäure zu gering ist. Andere Autoren schreiben, dass Mädesüß eine entzündungshemmende, fiebersenkende und schmerzstillende Wirkung hat.

In diesem Sommer freue ich mich, dass Mädesüß in meinem Garten angekommen ist. Im nächsten Jahr werde ich die Blüten als Erkältungstee sammeln und trocknen.

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