Ich bin immer noch davon beeindruckt, die Harzfeuer-Tomate als samenfestes Saatgut gefunden zu haben. Der Unterschied zwischen „samenfest“ und „F1“ ist für den Garten so, so wichtig. Deshalb möchte ich an dieser Stelle die Unterschiede zwischen beiden beschreiben.
F1-Sorten haben unterschiedliche Eltern. Das Ziel ist, besonders gute Eigenschaften der beiden Elternsorten in einer Sorte zu vereinen. Eine Sorte mit besonderen Eigenschaften zu züchten ist zu allererst etwas Gutes. Es lässt sich lange streiten, was denn „gute Eigenschaften“ sind. Sie die Eigenschaften gut für den Käufer oder für den Hersteller? Bei den F1-Sorten hat dieses Gute jedoch einen Haken. Die verbesserten Eigenschaften gelten nur für eine Saison. In der zweiten Saison haben die Pflanzen wieder die Eigenschaften eines der Eltern oder vielleicht auch immer noch die neue Eigenschaft.
In der Praxis führt das dazu, dass in jeder Saison neues Saatgut gekauft werden muss. Für den Hobbygärtner ist das der normale Weg, weil er sich nicht die Mühe macht eigenes Saatgut herzustellen. Also alles OK? Nein, ganz und gar nicht! Und ich bin immer wieder überrascht, dass selbst „Naturgärtner“ schreiben, dass es ihnen egal ist, welches Saatgut sie verwenden.
Jedes Saatgut aus industrieller Herstellung führt zu einem Mangel an Vielfalt.
Ein Unternehmen kann nur überleben, wenn es genug Geld verdient. Das ist bei einem Kleinunternehmer für Tomatenpflanzen nicht anders als bei einem Agrarkonzern. Industrielle Abläufe führen ganz automatisch zu Standardisierung. Nicht umsonst bauen Automobilhersteller ihre Autos mit einem Baukastenmodell. Für einen Agrarkonzern ist es viel einfacher 100 Sorten weltweit zu vermarkten, als in jedem Land 100 oder gar 200 unterschiedliche Sorten anzubieten. Auf diese Weise wird dauerhaft nur noch das angeboten, was sich leicht herstellen und weltweit verkaufen lässt. Die Tomaten für das Saatgut wachsen dann preisgünstig und sonnig in Ägypten. Aus Sicht des Herstellers ist das sinnvoll, aber ich wundere mich weshalb die Pflanzen im heimischen Nieselregen nicht gedeihen. Als Kunde möchte ich weiterhin die Vielfalt regionaler Sorten. Bei Anbietern von samenfesten Sorten lässt sich oft erfragen, auf welchem Boden und mit welchem Klima die Pflanzen für das Saatgut gewachsen sind.
F1-Saatgut führt zu einem Mangel Selbstbestimmung.
Nicht jeder kann oder will das Saatgut selbst herstellen. Für einen industriellen Hersteller ist es sogar ein Risiko, wenn jeder Kunde sein Saatgut einfach selbst produzieren kann. Je höher der Marktanteil an F1-Saatgut, desto besser für den Hersteller. Der industrielle Hersteller lebt davon, dass die Kunden jedes Jahr wieder dort kaufen müssen. Er wird also daran arbeiten die samenfesten Sorten möglichst aus dem Markt zu drängen.
Als Hobbygärtner möchte ich die Wahl haben, selbst zu vermehren oder aus Bequemlichkeit neu zu kaufen. Was für mich ein Luxus ist, ist für viele Bauern weltweit überlebensnotwendig. Sie sind darauf angewiesen, aus der eigenen Ernte das Saatgut für die nächste Saison zu gewinnen. Bei F1-Hybriden ist genau dieser Weg versperrt.
Kauft samenfestes Saatgut!
Händler dafür sind leicht zu finden. Ich brauche gar keine Werbung machen. Einfach „Saatgut samenfest“ bei der Suche im Internet angeben oder darauf achten, wo in der Region eine Saatguttauschbörse ist. Dort gibt es ganz automatisch samenfeste Sorten. Der Austausch mit anderen Gartenmenschen, das Miteinander und auch die Weitergabe von im eigenen Garten Bewährtem ist für mich wertvoll. All dies ist nur mit samenfesten Sorten möglich.
Hallo Uhles, wir haben in Thüringen über mehrere Jahre nur Harzfeuer im Garten angebaut, eine Sorte, die bereits bei meinem Vater der Favorit war. Auf der Suche nach samenechten Tomaten bin ich zunächst an die Harzfeuer F1 Hybride gekommen. Ab dem dritten Jahr der Nachzucht degenerierten sie. Von Cocktail- bis Fleischtomate war alles dabei. Der Geschmack hat uns nicht überzeugt. Schließlich habe ich im Internet Anbieter gefunden und bin seither völlig zufrieden. Der Geschmack überzeugt uns immer wieder. Es ist aber ein Unterschied, ob sie in der Sonne gereift sind oder zum Nachreifen die Wohnung gelegt wurden. Z.Z. habe ich weitere samenechte Tomaten wie Ochsenherz, Wiener große Stummerer, Ucrain rot-gelb, Venusbrust, Fantasia usw.. Alles sehr geschmackvolle Sorten.
Viele Grüße
Pit
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Hallo Uhle. Das Harzfeuer hat aber sehr wenig Geschmack – wobei der ja bekanntlich unterschiedlich ist. Trotzdem ein schöner und interessanter Beitrag. LG von Rosy
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Ach wie schade…
Aber egal, selbst wenn ich das gewusst hätte, würde ich Harzfeuer aussäen. Einfach um zu sehen, wie die ursprüngliche Sorte schmeckt. Dennoch Danke für die „Warnung“ ;-)
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Halle Uhle, na klar muss man es probieren, weil jeder auch einen anderen Geschmack hat und die Tomaten ja für Salat, Suppe etc. pp. verwendet werden können.
Ich habe dieses Jahr sowohl meine TT-Tomaten (A.di) als auch bestellte Samen aus Griechenland (blaue) ausgesät.
Ich wünsche Dir für Glück für das Gedeihen 💚👍
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