Es ist erst sechs Wochen her, dass ich den Garten auf frostige Temperaturen vorbereitet habe. Aber nun lockt mich das frühlingshafte Wetter in den Garten. Es ist nicht nur ein einzelner sonniger Tag, sondern mittlerweile eine ganze Woche mit Sonnenschein und milden Temperaturen.
Kaum bin ich draußen, schon fallen zahlreiche Eindrücke über mich her. Natürlich sehe ich die Schneeglöckchen und die Winterlinge. Mich überraschen aber eher die anderen Pflanzen, die ich so kurz nach dem Frost nicht erwartet habe. Der Sauerampfer hat schon die ersten Blätter. Die Fetthenne treibt neu aus. Die Vogelmiere hat trotz Winter, Frost und Dunkelheit das Hochbeet überwuchert.
Erst nach zwei, drei Runden im Garten, merke ich, dass ich an einer Pflanze immer wieder vorbeilaufe und sie zwar sehe, aber so sehr zum Inventar des Gartens zähle, dass sie mir nicht als Besonderheit auffällt: Hauswurz oder Dachwurz. Auf Latein Sempervivum, was so viel heißt wie immer lebend. Immer lebend ist wirklich eine gute Beschreibung. Auf der niedrigen Mauer zwischen Wiese und Nutzgarten habe ich vor Jahren ein paar Hauswurze angesiedelt. Seitdem gehören sie zur Mauer dazu und sind sommers wie winters einfach da. Sie wachsen still und leise vor sich hin und für mich gehören sie wie Mauer, Schuppen und Wiese so selbstverständlich zum Garten dazu, dass ich oft übersehe, welche Leistung diese Pflanze vollbringt. Die Bäume sind im Winter kahl und leer. Tomaten und Sommerblumen sterben ab. Die Stauden verstecken sich unter der Erde. Als eine der wenigen hält die Hauswurz die Stellung und wächst unbeirrt weiter. Heute also ein Hoch auf die Hauswurz und der feste Vorsatz, herauszufinden, was diese Pflanze braucht, um zu gedeihen.