Heilpflanzenwissen: Thymian – Mein Hustenkraut!

Ich liege kränkelnd im Bett und trinke abwechselnd Erkältungstee und heiße Zitrone. Das wäre doch mal ein guter Moment, um über eines meiner Lieblings-Erkältungskräuter zu schreiben, den Thymian.

Botanisch gesehen ist der Thymian (Thymus vulgaris) ein Lippenblütler. Aber mal ehrlich, wem von uns würde auffallen, wenn er doch zu einer anderen Pflanzenfamilie gehörte? Auch, dass die Stängel vierkantig sind, weiß ich nur aus dem Internet. Ich muss im eigenen Garten kein Bestimmungsbuch zücken, um den Thymian zu finden. Der Thymian ist halt die Pflanze, die ich neben den Rosmarin gesetzt habe und die total nach Thymian riecht. Viel wichtiger ist mir, dass ich den Zitronenthymian vom normalen Thymian unterscheiden kann und auch das gelingt für mich eher über die Ortsangabe „links vom Rosmarin“ als am Aussehen, dem Duft oder dem Geschmack. Spätestens nach dem dritten Blättchen mal von der einen, mal von der anderen Thymianpflanze riecht meine Nase überall sowohl Thymian als auch Zitrone. Ich muss also vor dem Pflücken schon wissen, welcher der Zitronenthymian ist. So sinnvoll und wertvoll viele der Angaben sind, die gerechterweise zu einer Pflanze gehören, so wenige sind im Alltag wirklich notwendig. Es sei denn, ich wandere eines Tages doch durch Südfrankreich und sammele wilden Thymian. Was ich allerdings trotzdem gelernt habe, ist das Thymian ein Halbstrauch ist. Also eine Pflanze, die teilweise verholzt wie ein Strauch, bei der aber die einjährigen Triebe grün bleiben. Außer dem Thymian sind auch Lavendel und Rosmarin Halbsträucher.

Wenn man lange genug googelt, gibt es kaum eine Krankheit oder Lebenssituation, die sich mit Thymian nicht behandeln lässt. Für mich ist dies eine der Gelegenheiten, in denen deutlich wird, dass es ohne eigene Erfahrung mit einer Pflanze nicht geht. Oder – etwas drastischer ausgedrückt – wie schmal die Grenze zwischen Kräuterheilkunde und Scharlatanerie ist, denn spätestens bei der fünften Internetseite, die begeistert über den Thymian schreibt, kommt mir der Text seltsam vertraut vor und ich befürchte, dass da gerne einmal darauf vertraut wird, dass irgendeiner der anderen Autoren schon eine Ahnung hat für was das Kraut gut ist. So sammeln sich immer fantastischere Wirkungen bei den einzelnen Beiträgen an und der Thymian müsste schon ein universelles Wunderkraut sein, um nur die Hälfte der ihm zugeschriebenen Heilkräfte zu besitzen.

Ich kenne und schätze den Thymian als Hustenkraut. Dabei verwende ich ihn schleimlösend. Das heißt, es ist schon Schleim vorhanden und er muss raus aus dem Körper. Der Fachbegriff dafür ist produktiver Husten. Im Gegensatz dazu ist unproduktiver Husten, ein trockener Husten, der zwar schmerzt, bei dem aber nichts passiert. Auch das macht deutlich, wie wichtig es ist, ein eigenes Gespür für eine Pflanze zu haben und nicht nur im Netz nach Husten zu suchen. Außer schleimlösend ist Thymian auch noch antibakteriell und krampflösend. Alle drei Wirkungen beruhen auf dem ätherischen Öl des Thymians, dem Thymol. Bemerkenswert ist, dass diese Wirkung nicht nur durch das ätherische Öl selbst sondern auch durch einen wässrigen Auszug erreicht wird, also Thymiantee. Der Fachbegriff für „Aufguss mit heißem Wasser“ ist Infus. Werden die Blätter mit kaltem Wasser aufgegossen, spricht man von einem Mazerat. Ich verwende Thymian gerne und häufig bei Husten und allgemeinen Erkältungssymptomen. Zu all den anderen zahlreichen Möglichkeiten Thymian gegen Krankheiten zu verwenden, habe ich keine Erfahrung und lasse daher die Finger davon.

Aber Thymian ist ja nicht nur ein Hustenkraut sondern auch ein Küchenkraut. Jetzt im Herbst – und auch wenn es dann irgendwann einmal Winter werden wird – koche ich gerne ein kräftiges Wildgulasch. Da darf der Thymian auf keinen Fall fehlen. Wenn ich beide Ansätze, Küche und Kräuterheilkunde zusammen nehme, finde ich den Gedanken faszinierend mit dem Essen auch etwas für die Gesundheit zu tun. Viele Artikel zu Thymian weisen darauf hin, dass er ein wichtiger Bestandteil der französischen bzw. der provenzalischen Küche ist. Ist das etwa ein bisher nicht beachteter Aspekt der mediterranen Ernährung? Demnächst steht dann vielleicht Ratatouille à la Santé auf dem Speiseplan? In den italienischen Kräutermischungen ist kein Thymian enthalten, also leider keine Pizza Tosse (Husten).

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