Da es im Garten zurzeit aber auch so gar nichts zu tun gibt, habe ich mich mit einer Frage beschäftigt, die mir schon lange im Kopf herumgeht: Wer ist eigentlich Herr Silvergieter? Oder woher sonst kommt der Name „Silvergieters Schwarze“ als Bezeichnung für eine Schwarze Johannisbeere?
Je mehr Baumschulkataloge und Gartenblogs ich durchstöbere, desto länger wird zwar die Liste der Sortennamen, die ich entdecke, aber niemand schreibt etwas zur Herkunft der Sorten. Auch zählt jede Quelle eine andere Liste von Sorten auf und jeweils mindestens zwei Sorten davon sind unübertroffen, einzigartig im Aroma, leicht zu ernten oder reich tragend. Ich sehe mich schon Gedanken zahlreiche weitere Sträucher anpflanzen, obwohl ich immer noch nicht weiß, wer denn nun Herr Silvergieter ist. Zumindest habe ich mir aber vorgenommen, eine Übersicht zu erstellen, in der alle Sorten von superfrüh und extrasauer bis mehltauresistent und aromasüß auf einen Blick zu finden sind, damit das Vergleichen zwischen den Seiten und Sorten mal einfacher wird.
Als ich dann schon dabei bin, alle Sortennamen von den verschiedenen Seiten zu sammeln, entdecke ich doch noch einen Hinweis, der mir weiterhilft: Viele weitere Informationen über die zahlreichen Johannisbeeren Sorten finden Sie beim Bundessortenamt. Bundessortenamt? Was es nicht alles gibt. So richtig überrascht bin ich zwar nicht, aber ich hatte auch keine Idee, wie eine offizielle Stelle, die Informationen zu Obstsorten sammelt, heißen könnte. Wenn man also wissen möchte, wie groß, früh oder süß eine Sorte ist und man nicht nur auf die Anpreisungen des jeweiligen Gartenmarktes vertrauen will, beim Bundessortenamt findet sich genau die Liste, die alle diese Informationen enthält. Zusammen mit der Nationalen Datenbank der Schweiz und der Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre Entwicklung (Arche Noah) aus Österreich ergeben sich nun die folgenden Zusammenhänge:
Etwa um 1900 gab es eine Gruppe von Schwarzen Johannisbeeren, die sich durch ihre verhältnismäßig lange, mit großen Beeren besetzte Traube auszeichnete. Wahrscheinlich sind alle drei Sorten eigentlich nur eine einzige, da sie in fast allen Eigenschaften übereinstimmen: „Boskoop Giant“, „Rosenthal Langtraubige“ und „Schwarze Langtraubige Typ Falch“. Rosenthal (Deutschland) und Falch (Österreich) sind tatsächlich die Namen der Menschen, die diese Sorte entdeckt bzw. gezüchtet haben. Die Sorte „Boskoop Giant“ stammt von Hoogendyk aus den Niederlanden und ist die älteste der drei (1887).
„Silvergieters“ wurde 1926 von C. M. van der Slikke in Holland gezüchtet. Sie ist ein Sämling von „Boskoop Giant“ und kam 1936 in den Handel. „Silvergieters“ ist demnach eine Verwandte der „Langtraubigen Schwarzen“. Sowohl Hoogendyk als auch Slikke haben also ihre Pflanzen nicht nach sich selbst benannt.
Auch wenn ich jetzt immer noch nicht weiß, ob es einen Herrn Silvergieter gab, finde ich es doch sehr interessant zu erfahren, wie die einzelnen Sorten miteinander zusammenhängen. Wenn schon vor über 100 Jahre alle drei wesentlichen Sorten möglicherweise nur eine einzige waren, dann ist es wenig verwunderlich, dass ich heute bei der Vielzahl an neuen Sorten den Überblick verliere. Ich habe den Eindruck, dass es eher viele Namen gibt, aber vielleicht gar nicht so viele Sorten. Ich muss mir also gar nicht so viele Gedanken machen, ob ich auch alle Eigenschaften recht bedacht und berücksichtigt habe. Ich habe zehn Büsche Schwarze Johannisbeeren aus vier verschiedenen Sorten und koche daraus leckeren Gelee. So einfach kann es sein!
Was ich dabei auch wieder einmal gelernt habe ist, dass viele Internetseiten längst nicht so neutral und verlässlich und gut informiert sind, wie sie klingen. Wenn ich lese, dass Schwarze Johannisbeeren in Mitteleuropa seit dem 16. Jahrhundert angebaut werden, bin ich echt beeindruckt und denke mir, dass da jemand ganz tief in irgendwelchen historischen Dokumenten gestöbert hat. Die Begeisterung hält so lange an, bis ich schließlich auf der Seite der Tourist-Info von Beaune im Burgund lande. Dort lese ich dann: Seit dem späten 16. Jh. baut man die Schwarze Johannisbeere (Noir de Bourgogne), den Cassis, als Tafelobst an. Auch durch seinen Ruf als Allheilmittel entwickelt sich der Anbau so stark, dass im Jahr 1873 etwa 300 ha mit einer Million Sträucher bestückt waren. Da kann also auch einmal die Tourist-Info einer Weinbau-Region die tatsächliche Quelle für die Recherche sein.
bundessortenamt.de
bdn.ch
arche-noah.at
wikipedia.de
deaflora.de
alte-obstsorten.de
baumschule-horstmann.de
baumschule-anding.de
gartenjournal.net
garten-und-tipps.de
mein-schoener-garten.de
hausgarten.net
forum.garten-pur.de
beaune-tourismus.com
Ein klasse Bericht. Dankeschön 🌹. LG von gartenkuss 🙋🐝
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