Der Topfgarten

Im letzten Jahr hatte ich einige Tomatenpflanzen auf dem Balkon einquartiert. Der Balkon ist recht groß, überdacht und wenig in Gebrauch. Nach zahlreichen enthusiastischen Beiträgen in Gartenzeitschriften oder in anderen Blogs, hatte ich mit dem Balkon eine ideale Ergänzung zu meinen Freiland-Tomaten gefunden: Kein Regen von oben aber reichlich Sonne auf dem Südbalkon.

Ich verwendete eine Art sehr große Blumentöpfe aus Plastik: Sie fassen 45 Liter und haben unten kein Loch. Beides schien mir genau passend. Sie mussten groß genug sein, um die Tomatenpflanze den ganzen Sommer zu beherbergen und da es auf dem Balkon nicht regnet, musste kein überschüssiges Wasser ablaufen. Im Gegenteil es war wichtig so viel Wasser wie möglich zu behalten. Außerdem blieb der Balkon sauber. (Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem großen Blumen-Topf und einem Blumen-Kübel? Mir erscheint großer „Topf“ für meine Gefäße passender.)

Mittlerweile habe ich neben Tomaten auch für Zucchini und Rhabarber Erfahrungen mit Pflanzen, die in irgendeiner Form von Gefäßen wachsen im Vergleich zu Pflanzen im Freiland / Beet. Zum Teil sind es sogar die selben Pflanzen, die in einem Jahr im Kübel wachsen und in einem anderen Jahr im Beet.

Bei den Tomaten sind die Pflanzen in der Tomatenkiste am kräftigsten. Die Tomatenkiste ist ein kleines Hochbeet, von 50 mal 200 Zentimeter Fläche, das jedes Jahr neu mit Pferdemist, Kompost und Gartenerde gefüllt wird und durch den Dachüberstand einen leichten Schutz vor Regen bietet. Je nach Wetter in der Tomatensaison können die Pflanzen im Freiland mit der „Tomatenkiste“ mithalten. Die Kübelpflanzen auf dem Balkon können dagegen weder mit dem Beet noch mit der Kiste mithalten. Die Pflanzen sind weniger kräftig und haben etwas hellere Blätter. Mir scheint der Balkon kein guter Platz für „erwachsene“ Stabtomaten zu sein. Zur Aufzucht ist es sicher eine Ergänzung, aber für die ausgewachsenen Pflanzen ist wohl selbst der 45-Liter Kübel zu klein.

Ähnlich ist es bei den Zucchini. Die Pflanzen im Kübel sind deutlich schwächer als im Beet. Die Blätter sind heller und sie haben auch weniger Früchte als die Pflanzen im Beet. Entgegen der Empfehlungen der Gartenratgeber für Balkon-Gemüse notiere ich mir also, dass Zucchini ins Beet gehören und im Kübel sich nicht richtig entwickeln.

GG-2015_21 - Topfgarten

Ich frage mich, was denn bei allen von mir beobachteten Nachteilen, den Reiz des „Balkongärtnerns“ oder des „Topfgartens“ ausmacht. Mache ich etwas falsch und habe die Vorzüge einfach noch nicht erkannt? Nach einiger Zeit des Nachdenkens erinnere mich an die Käufer meiner Tomatensetzlinge: Es war nie der Fall, dass jemand drei Pflanzen für Kübel wollte und zwei für das Freiland, sondern immer so, dass diejenigen, die Setzlinge für den Balkon suchten, einfach gar keinen Garten haben.

Ist das des Rätsels Lösung? Viele Menschen haben einfach gar keinen Garten und alle Ideen für Balkon-Gemüse und Topf-Gärten sind ein riesiges, blühendes Trostpflaster für den fehlenden Garten? Dann bin ich ab sofort ein großer Fan von Balkon- und Topf-Gärten! Für alle Menschen mit Garten und echtem Grabe-Land vor der Haustür dagegen sage ich: Pflanzen gehören in echte Erde! Ich habe erlebt wie selbst ein „Unkraut“ wie Spitzwegerich im Topf leidet, während direkt daneben die Pflanze in der Erde mit der Hälfte der Pflege gedeiht. Wie mag es dann erst anspruchsvollen Pflanzen wie Tomaten gehen, wenn sie sich mit einem Topf / Kübel begnügen müssen? Wenn und ihre Wurzeln nicht eigenständig nach Nährstoffen und Wasser suchen können, sondern vom wachen Auge des Balkon- / Hobby-Gärtners abhängig sind?

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