Zu Beginn der aktuellen Tomatensaison hatte ich sehr viele Tomaten mit Blütenendfäule. In anderen Jahren kam das auch vor. Allerdings eher als Ausnahme und nicht als die Regel. Der Grund für die Blütenendfäule ist ein Mangel an Kalzium in der Pflanze. Der erste Gedanke ist natürlich, dass dem Boden Kalzium fehlt, ich also gezielt Düngen muss.
Meine Tomaten wachsen alle in großen Kübeln oder Mörtelwannen, die ich für diese Saison neu mit Mutterboden und Kompost gefüllt habe. Sollte frische Erde nicht von allen Nährstoffen genug enthalten? Während ich so darüber nachdenke, sehe ich, dass nicht nur die Tomaten an Blütenendfäule leiden. Auch die wenigen Unkräuter, die sich durch die dicke Mulchschicht gekämpft haben, machen einen schlappen Eindruck.
Mit Nährstoffmangel bei Unkräutern habe ich mich bisher nicht beschäftigt. Ein wenig verwunderlich ist es aber schon, dass ausgerechnet Melde und auch die mutwillig zu den Tomaten gepflanzte Kapuzinerkresse so sehr schwächeln. Schließlich dämmert mir, dass ich einfach nicht genug gieße. Der Sommer 2022 ist so warm und trocken, dass dick mulchen und einmal pro Woche kräftig gießen nicht ausreicht.

Ich wähnte mich mit der dicken Schicht aus Mulch auf der sicheren Seite und habe nicht regelmäßig kontrolliert, ob es unter der Mulchdecke noch feucht genug ist. Auch sahen die Tomaten-Pflanzen ja gut aus. Nur die Tomaten-Früchte hatten Probleme. Nun gieße ich viel mehr als bisher. Die Tomatenfrüchte sind jetzt gesund und auch dem Unkraut geht es besser. Es war längst genug Kalzium vorhanden, aber eben nur im Boden und nicht in der Pflanze.
Ich verwende nun die Unkräuter als Indikator: Gedeihen sie, dann ist die Erde im Kübel feucht genug. Bei den Tomatenfrüchten erkenne ich den Wassermangel, erst wenn es schon zu spät ist. Das Unkraut ist meine Früherkennung für trockenen Boden.
Aus dem verregneten Sommer 2021 habe ich gelernt, ein Dach für die Tomaten zu suchen.
Aus dem trockenen Sommer 2022 lerne ich „Pflanze nicht mehr Tomaten als Du Gießkannen tragen kannst!“.