Mehr Bäume und Wildsträucher in den Hausgarten!

Im 50 Kilometer entfernten Dannenröder Forst gibt es seit Monaten Proteste gegen die Abholzung eines gesunden Mischwaldes zu Gunsten einer überflüssigen Autobahn. Im Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit sind die Themen Klimawandel und Artenvielfalt offensichtlich noch immer nicht angekommen.

Doch im privaten Raum. Da wäre doch die Möglichkeit, zu pflanzen, was das Zeug hält. Kirschlorbeer raus. Wildgehölze von Schlehe bis Berberitze rein. Das ist doch wirklich nicht so schwer zu verstehen – oder doch? Dann nochmal langsam zum Mitbuchstabieren: Wir brauchen mehr Bäume, nicht weniger. Außerdem, Sichtschutzkoniferen sind keine Bäume. Das sind grün angemalte Kiesgärten.

Stattdessen fallen in den Nachbargärten direkt vor meiner Haustür die Bäume ebenfalls reihenweise – ganz ohne Protest. Bei einigen ist es das Alter. Das der Bäume oder das der Gartenbesitzer. Andere sind als haushohe Nadelbäume mitten im Wohngebiet eine ernstzunehmende Gefahr. Aber die Mehrzahl der Bäume ist einfach nur „unpraktisch“ oder sie „machen zu viel Mühe“. Ich verstehe, dass manches auch nach 30 oder 50 Jahren wieder weichen muss. Aber viele der Bäume weichen ersatzlos. Für die entfernten Bäume ließe sich doch Neues pflanzen. Irgendetwas, das vielleicht niedriger als 15 Meter bleibt und dabei noch blüht.

Während ringsum die Kettensägen die Gärten aufräumen, überlege ich nun, wo ich weitere Sträucher für Vögel und Insekten im eigenen Garten unterbekomme. In einem alten Garten ist es gar nicht so einfach, neue Plätze zu finden. Aber ein Teil der Hainbuchenhecke war jahrelang zwischen Kaminholzvorrat und Nachbargarage eingezwängt. Nun steht sie wieder frei und hat große Lücken. Ich hatte vor, zusätzliche Hain- oder Rotbuche zu pflanzen, um die kahlen Stellen zu füllen. Stattdessen werde ich nun Wildsträucher zwischen die Hainbuchen setzen. Eine blühende Buchenhecke oder eine Vogelschutzhecke oder doch für die Artenvielfalt der Schmetterlinge? Bei der Suche nach guten Lösungen verirre ich mich etwas in der Vielfalt der Möglichkeiten.

Wahrscheinlich werde ich nicht alle Fragestellungen auf einmal beantworten können. Ja, es wäre toll, eine 5 Meter tiefe und 3 Meter hohe Totholz- und Wildsträucherhecke anlegen zu können. Wenn ich wieder einmal einen Einsiedlerbauernhof kaufe, werde ich mich daran erinnern. So lange es noch der Einfamilienhausgarten ist, fange ich mit fünf bis zehn Sträuchern mit Blüten und Früchten für Vögel und Insekten an. Meine Favoriten sind Schlehe, Berberitze, Felsenbirne und Kornelkirsche. Eine Felsenbirne gibt es schon im Garten. Bei der Kornelkirsche muss ich mich noch besser über die Höhe informieren. Die Angaben schwanken von „8 Meter hoch“ bis „schnittverträglich als Hecke“. Aber vielleicht stimmt sogar beides. Bei der Hainbuche stimmt ja auch beides.

Schlehe: Der Schwarzdorn (Schlehe) ist ein echtes Naturschutzgehölz. Die fünfblättrigen weißen Blüten sind eine wichtige Nektarquelle im Frühjahr, neben Haus- und Wildbienen tummeln sich hier Hummeln, Schwebfliegen und viele verschiedene Schmetterlinge.  Nabu: Schwarzdorn
Berberitze: Die gemeine Berberitze, auch Sauerdorn genannt, wird rund zwei Meter hoch. Von Mai bis Juni erscheinen gelbe Blüten, die einen deutlich wahrnehmbaren, sehr eigenen Duft verströmen und von Bienen und anderen Insekten besucht werden. Die Dornen sind ausgesprochen lang und kräftig, weshalb sie Gartenvögeln einen hervorragenden Schutz bieten. Garten als Naturschutz: Sträucher für Vögel
Felsenbirne: Vögel lieben die heidelbeerähnlichen Früchte der Felsenbirne. Amsel, Fink, Drossel und Star fallen über die Beeren regelrecht her. Die reifen purpur bis schwarzen Früchte sind auch für Menschen essbar und schmecken ähnlich wie Kirschen.  Botanikguide: Vogelschutzhecken
Kornelkirsche: Sie blüht als einer der ersten heimischen Sträucher und bietet (Wild-)Bienen den ersten Nektar. Ihre Früchte sind reich an Vitamin C und ihr Holz das härteste heimische überhaupt. Nabu: Unsere Heckenpflanzen

7 Gedanken zu “Mehr Bäume und Wildsträucher in den Hausgarten!

  1. Danke sage ich Dir, ich freue mich über Dein mutiges Projekt, möge es gelingen. Ich mach es auch so. Wir haben eine Hecke aus Holunder , Spindelstrauch, gemeinem Schneeball, Kolkwitzie, Sommerflieder, Hartriegel und falschem Jasmin, Forsythie und Flieder. An Vögeln mangelt es nicht, sie lieben diese Hecke.

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    • Wow, das ist ja eine vielfältige Heckenmischung. Einen Sommerflieder habe ich als einzelnen Busch. Aber als ich jetzt im Netz nach Wildsträucherhecken gesucht habe, da kam der Sommerflieder ja ganz schlecht weg. Ich behalte ihn trotzdem! Vielleicht sind die Vögel nicht ganz so streng wie die Vogelschützer ;-)

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      • Ich habe die Hecke vor 26 Jahren gesetzt. Damals habe ich im Buch „Der Biogarten“ von Marie Luise Kreuter nachgelesen und diese Informationen gefunden. Diese Anlage ist eine Mischung aus Sträuchern, die im Naturschutz wesentlich sind und auch Sträuchern, die dem esthetischen Geschmack von Gartenbesitzern entgegen kommen. Ich finde, beides soll im Biogarten Platz haben.

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      • Das habe ich auch. Vor Jahren hatte ich begeistert angefangen zu lesen. Aber irgendwann wanderte es aus Zeitmangel „ersteinmal“ ins Regal. Da steht es nun ordentlich, aber zu wenig gelesen. Das ist ein Lesetipp für Januar und Februar, wenn es noch nichts zu tun gibt.

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  2. Wunderbar, ich freue mich über jeden Gärtner, der so denkt.
    Ich persönlich liebe ja auch den Weißdorn sehr und die Vögel und Insekten tun das auch.
    Hinter meiner vorschriftsmäßigen 11ocm Schrebergartenhecke versuche ich derzeit eine „Blumenhecke“ für Insekten hochwachsen zu lassen mit Alant, Engelwurz, Karde, Wegwarthe, Königskerze.
    Hat dieses Jahr allerdings erst so mäßig funktioniert, manches mundete den Schnecken gar zu gut

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    • Danke! Ich gehe davon aus, dass es auch für Wohnviertel irgendeine Heckenhöhenverordnung gibt. Aber den 110 Zentimetern sind alle unsere Hecken längst enteilt. Vielleicht sogar etwas zu sehr – ich muss mittlerweile die große Leiter nehmen, um die Hecken zu schneiden.
      Einen Weißdorn gibt es schon. Vögel sehe ich eher in der Felsenbirne und überlege eine zweite anzupflanzen. Eine „Blumenhecke“ ist natürlich auch eine Idee. Wegwarte verwildert bei mir, die muss ich eher bremsen als fördern. Eine gute Höhe haben auch Stockrosen. Hast Du davon schon welche? Der Alant war nach einem Jahr verschwunden. Wie sind denn Deine Erfahrungen mit Karde und Engelwurz?

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      • Hallo Uhle,
        Ja Stockrosen gibt es hier einige, versäen sich problemlos selbst.
        Bei meinem Alant bin ich mir auch nicht sicher, ob er wiederkommt. Ich habe allerdings woanders im Garten einen „Schein-Alant“, dessen Wurzel wohl keine Heilkräfte hat, aber den Insekten auch eine Freude ist. Der begleitet mich nun schon ein Weilchen, wird aber höchstens 80 cm hoch, nicht die versprochenen zwei Meter. Schön ist er trotzdem.
        Die Karde kommt gut, der Engelwurz war den Nacktschnecken ein Jubelfest.

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