Nördlich von Kassel, ganz in der Nähe des Städtchens Trendelburg, liegt der Urwald der Sababurg. Die heute als Urwald bezeichnete Fläche steht seit 1907 unter Schutz. Aber selbst nach über 100 Jahren ist die Fläche kein echter Urwald. Bis eine Fläche, die einmal ein bewirtschafteter Wald war, wieder zu einem Urwald wird, dauert es einige Menschenleben. Bäume sind zu langsam für unsere schnelllebige Zeit. Bereits seit 1865 wird der Wald nicht mehr als Hutewald* genutzt, und noch immer sind einige der damaligen Huteeichen und -buchen als mächtige und vitale Baumriesen hier zu sehen.
Auf meinem Weg durch den Urwald beeindruckt mich am meisten der Zerfall. Vielleicht, weil es das ist, was den Nichtmehr-Wirtschaftswald von anderen „Flächen mit Bäumen“ unterscheidet? Vom Sturm gefällte Bäume bleiben im Wald liegen. Über viele Jahre hinweg zerfallen sie langsam. Oder werden von Farnen und anderen Pflanzen überwuchert.
Laut Peter Wohlleben ist Totholz ein wichtiger Wasserspeicher. Auch die gefürchteten Borkenkäfer lassen totes Holz in Ruhe. Wenn es also nur um das Wohlergehen des Waldes geht, können auch die zahllosen Fichten in den Wirtschaftswäldern liegen bleiben. Der Wald sorgt ohne uns Menschen besser für sich selbst.
Ein echter richtiger Urwald hat natürlich weder befestigte Stege noch gekieste Wege. Aber der beginnende Übergang zum „Wald ohne Menschen“ ist hier gut zu sehen. Der ausgeschilderte und befestigte Weg ist ein besserer Lehrer, als es Dokumentationen und Handbücher sein können. Neben dem beginnenden Zerfall wird deutlich, wie weit der Einfluss des Menschen selbst dann reicht, wenn er gar nicht da ist. Es dauert fast 20 Minuten Fußmarsch durch den Wald, bis keine Straße mehr zu hören ist. Erst dann sind Bäume und Tiere wirklich unter sich.
Als Besucher erhalte ich auf meinem zwei Kilometer langen Weg einen kleinen Einblick, was unberührte Natur bedeuten könnte.
* Ein Hutewald ist ein Wald, der als Weide zur Viehhaltung genutzt wird – anstelle der aufwendigen Rodung und Anlage von Grünland. Bei dieser auch als Waldweide bezeichneten Form der Nutzung wird das Vieh in den Wald getrieben, um dort sein Futter zu suchen. Besonders nahrhaft sind dabei Eicheln und Bucheckern sowie Blätter und Zweige junger Bäume. Dieser Verbiss reduziert je nach Anzahl der Weidetiere den Jungwuchs der Bäume und verschafft den fruchttragenden großen Bäumen mehr Licht. (Wikipedia)
Interessant 😊
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Danke!
Ich mag es immer mal wieder über den eigenen Gartenzaun hinwegzuschauen und über Ausflüge wie diesen oder besondere Gärten zu berichten.
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