Ich sitze mit einem Wollpullover beim Gartenfrühstück und frage mich, wo der Sommer ist. Vor 14 Tagen war das bisher heißeste Wochenende des Jahres. Kaum war das Thermometer auf über 30 °C geklettert, ja es schickte sich sogar an die 40 °C zu erreichen, brach eine wilde Diskussion über Dürrekatastrophe und Klimawandel los. Mittlerweile ist es Juli geworden. Früher – oder zumindest in der Zeit, an die ich mich als „früher“ erinnere – waren Juli und August die Sommermonate. Kaum ist es zwei, drei Tage lang kühler, ist der Klimawandel vergessen. Ich erschrecke über mich selbst. Habe ich nicht auch letzte Woche sehnsüchtig auf Regen gehofft? Jetzt ist der Regen da und nun fehlt plötzlich die Sonne.
Im Wohnzimmer laufe ich – wie zig-mal täglich – an buntbeschrifteten Holzbrettern vorbei. Ich hatte den Text irgendwo im Internet gefunden und ihn aus Holzresten nachgebaut. Ja, ich würde heute gerne in einem sonnigen Garten sitzen. Aber ob der Tag gelungen ist oder nicht, liegt viel mehr an mir als am Wetter. Der Klimawandel steht längst vor der Haustür und er wird mehr ändern, als mir lieb ist. Aber schlechte Laune wegen zu viel oder zu wenig Hitze schadet nur mir alleine. OK, so lange das Thermometer 16 °C zeigt, behalte ich meinen Wollpullover an, auch wenn „Juli“ auf dem Kalender steht. Nach einer Runde durch den Garten habe ich genug Ideen für die nächsten 2 Wochen unterkühlten Sommer. Als erstes pflücke ich die Johannisbeeren. Dafür ist das Wetter ideal. Wie kam ich bloß auf die Idee, mir für heute Sonne zu wünschen?