Heilpflanzenwissen: Vogelmiere – Unkraut, Salat und Vitaminlieferant

Frisches Gemüse aus dem eigenen Garten, wird zurzeit immer seltener. Im Supermarkt sind die Regale zwar etwas leerer als im Sommer, aber reichlich Auswahl gibt es trotzdem. Über Tomaten im Januar muss ich erst gar nicht nachdenken. Der Tomatenanbau funktioniert offenbar selbst auf industrieller Basis nur im Sommer. Ich habe gelesen, dass im Winter Tomatenmarkt und Ketchup mehr Vitamine enthalten als frische Tomaten. So laufe ich dann nachdenklich abwechselnd durch den Supermarkt und den eigenen Garten und schaue, ob es nicht doch etwas gibt, das sich verwenden lässt. Spinat, Feldsalat und Portulak würde es geben, aber ich habe falsch / nicht genügend ausgesät. Heute Morgen habe ich nun, Bestandteile für einen grünen Smoothie gesucht und habe mir daher alles, was irgendwie grün ist angesehen. Ein paar Pflänzchen halten sich wacker. Bei vielen Blättern, die noch grün sind, habe ich allerdings den Eindruck, dass sie nicht wachsen oder auf andere Weise besonders lebendig sind, sie sind halt einfach noch nicht erfroren oder zu Kompost zerfallen. Bei meiner Suche fallen mir zwei Pflanzen auf, die einen überraschend vitalen Eindruck machen: Pimpinelle und Vogelmiere.

Ich habe Vogelmiere (Stellaria media) bisher nur als ausdauerndes aber freundliches Unkraut wahrgenommen. In der einer Zeit, in der kaum frisches Gemüse zu finden ist, werde ich diese Einschätzung überdenken. Vielleicht sage ich dann demnächst statt Unkraut: Die Vogelmiere ist ein sommerannueller Kriech-Therophyt (…) mit spindelförmiger Flachwurzel. Ist das nicht ein wunderbarer Satz? Vielen Dank an Wikipedia für diese wissenschaftlich-lyrische Beschreibung. Die Vogelmiere ist eine von 200 verschiedenen Arten der Sternmieren. In Wäldern und an Bachläufen sind oft die Große Sternmiere (Stellaria holostea, Foto) und die Bach-Sternmiere (Stellaria alsine) zu entdecken. Ob man diese ebenfalls als Salat verwenden kann weiß ich nicht und beschränke mich daher auf die Vogelmiere aus dem Garten.

Vogelmiere enthält Vitamin C sowie Mineralstoffe wie Zink und Eisen. 50 Gramm Vogelmiere sollen bereits ausreichen, um den Tagesbedarf an Vitamin C zu decken. Liegt das nun daran, dass in Vogelmiere besonders viel Vitamin C enthalten ist oder eher daran, dass der Tagesbedarf überraschend niedrig ist? Nachdem ich mich mit einer ganzen Reihe von Pflanzen im Garten intensiv auseinandersetze, frage ich mich mittlerweile, weshalb bei jeder Pflanze als erstes betont wird, wie viel Vitamin C sie hat. Ist Deutschland ein Mangelgebiet für Vitamin C? Ich habe den Eindruck, dass es kaum eine Pflanze gibt, die nicht damit gelobt wird, sie habe mehr Vitamin C als Zitronen. Vielleicht sind ja Zitronen einfach nur sauer und enthalten neben Zitronensäure nicht zusätzlich noch Ascorbinsäure (Vitamin C)? Unabhängig davon, welche Pflanze nun also viel, sehr viel oder ausnahmsweise gar kein Vitamin C enthält, ich denke, es ist das Vitamin, um dessen Versorgung ich mir am wenigsten Sorgen machen muss.

Bleiben also noch Mineralstoffe wie Kalium, Eisen und Zink. Je nachdem, wo ich nachlese, sind die Angaben dazu sehr unterschiedlich. Zudem hängt der Mineralstoffgehalt von der Jahreszeit und dem jeweiligen Garten ab. Selbst wenn ich genau wüsste, wie viel Milligramm Eisen in meiner heute gesammelten Vogelmiere enthalten sind, was würde dies für mich bedeuten? Würde ich sagen „Heute ist mein vegetarischer Tag, also möchte ich darauf achten meinen Bedarf an Eisen auf andere Weise zu decken“? Nein, das würde ich nicht. Genausowenig wie ich jetzt die Briefwaage vom Schreibtisch hole, um 27,5 Gramm an fedrig leichtem Vogelmierekraut von 34,8 Gramm zu unterscheiden.

Doch HALT! Die Vogelmiere kann nichts dafür, dass es auch zahlreiche weniger hilfreiche Artikel im Internet über sie gibt. Ich freue mich darüber, selbst an einem Wintertag wie heute, etwas frisches Grün im eigenen Garten zu finden. Völlig ohne Aussaat, Gewächshaus und Ladenöffnungszeiten bekomme ich zumindest eine handvoll Nährstoffe. Für eine Schüssel Salat nur aus Vogelmiere müsste ich jetzt im Januar fast den gesamten Garten plündern. Ich belasse es lieber bei täglichen Smoothie-Portionen. Für das restliche Gartenjahr habe ich heute gelernt, die Vogelmiere als Wildsalat zu schätzen. Die Diskussion um den konkreten Gehalt an bestimmten Inhaltsstoffen, soll führen, wer will. Ich entscheide mich dafür, Vogelmiere ganz allgemein als gesunde Wildpflanze anzusehen.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..