Ich kann die Gespräche der besseren Gartengesellschaften förmlich hören, sobald ich das Wort „Display“ nur achtlos vor mich hin denke:
- „Haben sie in diesem Jahr auch die neue Astrantia Major „ruby wedding“ in Ihrem Display?“
- „Also bei uns blüht sie ja soo ausdauernd“.
- „Das war ja aber auch zu erwarten, nachdem wir eine Taxux baccata „Fastigiata Robusta“ neben den Eingang platziert haben. Das ist einfach der perfekte lichte Halbschatten. Die Pflanze kann ja gar nichts anderes tun, als zu blühen, immer nur zu blühen.“
Ganz egal in welchem Fachgebiet zwischen Polarforschung und bemannter Raumfahrt man sich bewegt, es scheint unausweichbar, dass sowohl diejenigen, die es genau wissen müssen als auch jene die ihre eigene Wichtigkeit durch möglichst viele und möglichst komplizierte Fachwörtern produzieren, sofort eine eigene Fachsprache für ausschließlich dieses eine, egal wie exotische, Fachgebiet entwickeln.
Wenn man wissen will, ob es sich um das grünrotfiederige „Unkraut“ mit zahlreichen kleinen violetten Blüten oder das „was neuerdings so lange mit diesen tollen großen ultramarin-farbenen Blüten blüht“, handelt, muss man wohl oder übel zwischen verschiedenen Storchenschnäbeln unterscheiden. Dafür sind die vollständigen, lateinischen Namen tatsächlich sinnvoll. Bei „Display“ bin ich mir jedoch nicht sicher, ob der Begriff als „Blumentöpfe vor der Haustür“ auch so beliebt geworden wäre.
Eine weiteres tatsachenverschleiernden Fachworte findet sich mit „Wechselflor“. Ich habe mich jahrelang gefragt, weshalb sowohl die Verkehrskreisel in meinem Städtchen als auch die Rabatten vor meinem Büro-Fenster immer so tipptopp gepflegt sind, während ich mich im eigenen Garten mit welken Tulpenblättern plage und es immer mal wieder Wochen gibt, in denen auch das allerliebst komponierte Staudenbeet verblüht ist. Das Geheimnis ist der Wechselflor. Was so freundlich und ganz natürlich klingt, bedeutet nichts anderes, dass die Tulpen sobald verblüht sind, entsorgt werden und an ihre Stelle – quasi über Nacht – frisch aufgeblühte Tagetes treten.
Die Vorteile sind, dass es immer gepflegt aussieht und man sich nicht mit Jahreszeiten, Blühdauer und sonstigen Gartenthemen beschäftigen muss. Andererseits ist es recht teuer, da man ständig neue Pflanzen kaufen muss. Ich werde gerne bei dem bleiben, was in meinen Beeten von Monat zu Monat blüht und gedeiht, dabei immer wieder neu überrascht sein, was die Natur aus meinen Ideen so macht – und ab und an sicher auch kräftig in meinem Sinne korrigieren. Aber alle Vierteljahr alles rauswerfen, was ich in den Monaten zuvor gehegt und gepflegt habe, das mag ich in meinem Garten nicht machen.
Display: Modernes Wort für „Vor der Haustür schön angeordnete Blumentöpfe“
Astrantia Major „ruby wedding : Rote Sterndolde. Sieht in Gartenkatalogen toll aus und ist beim Bestellen meist ausverkauft.
Taxus baccata: Eibe
Taxus baccata „Fastigiata Robusta“: Besonders säulenförmig wachsende Sorte
Grünrotfiederiges „Unkraut“: Geranium robertianum (Ruprechtskraut)
Tolle große ultramarin-farbene Blüten: Geranium pratense z.B. „Brookside“ oder „Johnsons Blue“.
Wechselflor: Alles verblühte wird weggeworfen und drei bis vier Mal pro Jahr durch frische Pflanzen aus der Gärtnerei ersetzt.