Sämtliche Rezepte, die ich für Gelee oder Saft kenne, gehen großzügig mit Stielen, Stängeln und Kernen um. Das ist sicher eine Erleichterung. Zumal nach dem Entsaften die Früchte fast verschwunden sind, aber die Stiele sind noch da. Ist doch alles OK! Ähm, nein, ist es nicht.
Heißer Wasserdampf bringt Pflanzenzellen zum Platzen. Das ist der Sinn eines Entsafters. Dabei unterscheidet der Dampf nicht, ob die Zellen zu reifen Früchten, zu halbreifen Früchten (die halt so mit dazwischen gerutscht sind) oder gar zu Blättern und Stielen gehören. Selbst Beim Pflücken versehentlich eingesammelte Krabbeltiere werden entsaftet.
Ich habe wirklich sorgsam gepflückt und meine Schüssel mit Beeren sieht auf den ersten Blick auch toll aus. Ich war überrascht, wie viel grüne und braune Blätter, Stiele und sonstigen Krimskrams ich beim Sortieren von zwei Kilogramm Beeren noch gefunden habe. Soll diese Sammlung wirklich mit entsaftet werden? Ja, es wird recht wenig „Saft“ geben, aber immerhin, dieser Saft wäre dann mit im Gelee. Vielleicht mache ich mir im nächsten Jahr wirklich einmal die Mühe, sämtliche aussortierten Reste zu entsaften. Nur mal so als abschreckendes Beispiel…
„Mit der Physik lässt sich nicht verhandeln.“ Diesen Satz kenne ich aus der Diskussion über den Klimawandel. Ob es nicht doch ausreicht, nur ein bisschen etwas zu tun, weil sich das Leben sonst zu sehr ändert. Beim Entsaften passt er genauso: Physik unterscheidet nicht zwischen Kraut und Frucht. Also nur reife Beeren in den Entsafter.

