Heilpflanzenwissen: Ruprechtskraut – Eine mittelalterliche Heilpflanze blüht heute als Unkraut

„Sie verkaufen ja Unkraut!“, war der erste Kommentar zu meinem Stand bei der Pflanzenbörse vor zwei Jahren. Ich hatte eine kleine Auswahl an Sommerblumen und als Hauptprodukt Gartenkunst. Am Ende des Tages hatte ich allerdings von meiner Gartenkunst gar nichts verkauft, dafür die allermeisten Pflanzen und fast jeder Besucher an meinem Stand hatte mich auf das Unkraut angesprochen.

In diesem Jahr ist die Pflanzenbörse ausgefallen. Aber ich überlege bereits, welches Unkraut ich im nächsten Jahr anbiete, um mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen. Oder zur besseren Wiedererkennung vielleicht wieder Ruprechtskraut? In zwei, drei Jahren werden die Besucher der Pflanzenbörse mich schon „Der das Unkraut verkauft“ nennen. Das wäre nicht unbedingt der Erfolg, den ich geplant habe, aber immerhin, die Menschen würden sich erinnern. Es bleibt dann nur herauszufinden, welche Produkte sie bei mir kaufen würden. Was ist die Erwartung an das Sortiment eines Unkrautverkäufers?

Vielleicht braucht das Ruprechtskraut aber auch nur ein „moderneres“ Image? Wer kauft schon freiwillig eine Pflanze, die sich selbst als Stinkender Storchschnabel bezeichnet? Ich stelle mir folgende Schlagzeile in der überregionalen Gartenpresse vor:

Neue Wildstaude entdeckt: Rotfiederiges Spielmannskraut
Die bisher unbekannte Pflanze wurde nach ihrem Standort in einem Park am Vereinsheim eines Spielmannszuges benannt. Je nach Sonneneinstrahlung wechselt die Farbe der Blätter von Grün nach Rot.

Das mit den grünen und roten Blättern stimmt sogar. Die rote Färbung ist ein Schutz gegen zu starke Sonnenstrahlen. Je mehr Sonne die Blätter abbekommen, desto roter werden sie. An einer einzelnen Pflanze, die aus dem Schatten herauswächst, sind die Blätter in der Sonne rot und die im Schatten grün.

Bei mir im Garten zähle ich das Ruprechtskraut gemeinsam mit dem Pyrenäen-Storchschnabel zu den wilden Storchschnäbeln. Sie suchen sich ihre Plätze selbst und oft lasse ich sie gewähren. Ruprechtskraut wächst gerne unter den Hecken. Selbst am Rand der Eibenhecke ist es ihm nicht zu dunkel. An Feldrändern, Wanderwegen oder auch in Großstadtpflasterritzen wächst er als genügsames Kraut mit bunten Blüten. In fruchtbarer Gartenerde zeigt er dann, was sonst noch in ihm steckt und wird zum kniehohen Wucherer. Wenn es also beginnt sich im Gemüsebeet auszubreiten, schreite ich ein.

Ich bin immer wieder überrascht, für welche Leiden die verschiedenen Heilpflanzen im Mittelalter verwendet wurden. Das Ruprechtskraut half bei: Zahnschmerzen, Prellungen, Fieber, Gicht, Nieren- oder Lungenleiden, Herpes, Nasenbluten und Durchfall. Es sollte das Herz stärken und fröhlich machen, gut sein gegen bösartige Geschwüre, bei Flechten und Hautausschlag. Als Tee sollte gegen Kinderlosigkeit helfen.

Ach, und wann war das mit dem Mittelalter eigentlich nochmal genau? Ja, da muss ich auch immer wieder nachschlagen. Aus heutiger Sicht wird die Zeit von 500 bis 1500 als Mittelalter bezeichnet. So in etwa. Ich denke, auf ein paar Jahre kommt es nicht an. Das Mittelalter selbst hat sich gar nicht als finster wahrgenommen. Ganz im Gegenteil, man war überzeugt zur Blütezeit des christlichen Glaubens zu leben.

2 Gedanken zu “Heilpflanzenwissen: Ruprechtskraut – Eine mittelalterliche Heilpflanze blüht heute als Unkraut

  1. Ruprechtskraut – sieh mal an. Und ich habe es immer Storchschnabel genannt. Es ist ein Geraniengewächs, und ich liebe seinen herben Geruch. Keine Frage, dass er in meinem Garten vorkommt!

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    • Ja, es ist ganz eindeutig ein Storchschnabel. Außer Ruprechtskraut heißt er im Deutschen leider „Stinkender Storchschnabel“. Der herbe Geruch hat nicht so viele Anhänger…

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