Buchvorstellung: Michael Pollan „Meine zweite Natur: Vom Glück, ein Gärtner zu sein“

b-2-08-_-michael-pollan-_-meine-zweite-naturEin literarisch-philosophisch-wissenschaftliches Gartenbuch auf 350 Seiten: Wow! Im Katalog des Verlags oekom wird das Buch als Sachbuch geführt. Ich bezeichne es eher als Garten-Belletristik. Vielleicht beruht die Einordnung als Sachbuch darauf, dass es den Begriff „Garten-Belletristik“ als Genre-Bezeichnung (noch?) nicht gibt und das Buch trotzdem eine Zuordnung braucht, damit es gefunden werden kann.

Ich war schon nach den beiden Einleitungskapiteln von insgesamt 50 Seiten begeistert. 50 Seiten alleine Einleitung und Erläuterung, um was es in dem Buch geht. Da traut sich jemand was! Aber Michael Pollan hat es genau richtig gemacht: Bevor das eigentliche Buch anfängt schildert er ausführlich, wie er zu dem Thema kommt und was für ihn der Begriff Garten ausmacht. Danach weiß ich als Leser, mit wem ich es zu tun habe und was mich erwartet. Ich habe die lange Einleitung als Genuss erlebt.

An manchen Stellen wird Michael Pollan ziemlich wissenschaftlich. Dies muss man wissen, wenn man sich auf das Buch einlässt. Es gibt dann durchaus längere Absätze, die anhand der Besiedlung Amerikas erläutern, wie der Amerikaner an sich zum Thema „Rasen im Vorgarten“ steht. An manchen Stellen war es mir etwas zu lang, aber der Autor findet immer den Weg in seine eigentliche Geschichte zurück und belegt, weshalb er diesen weiten Bogen geschlagen hat.

Besonders gut hat mir das Kapitel zum Thema Unkraut gefallen. Da kann einer sagen, was er will, in jedem Garten finden sich Pflanzen, die dort nicht sein sollen. Bin ich nun ein Willkürherrscher, weil ich entscheide, was in meinem Garten wächst? Ist alles, was man essen kann damit automatisch kein Unkraut mehr? Sind Pflanzen, die wunderschön blühen und sich in Windeseile den ganzen Garten untertan machen trotzdem eine Zierde? Michael Pollan schafft es wunderbar bei diesem schwierigen Thema neue Gedanken ins Spiel zu bringen.

Er berichtet davon, dass einige seiner Gesprächspartner  auch Weide als Unkraut einordnen, weil sie „im Kamin so gut brennt wie Sellerie“. Das hat mich einigermaßen überrascht und seit ich von dieser Einschätzung gelesen habe, beobachte ich den Stapel Weide, den ich geschenkt bekommen habe zugegebenermaßen etwas argwöhnisch. Das Holz liegt nun seit einem Jahr und es schlägt noch immer neu aus. Heute Nachmittag wollte ich es nun genauer wissen und habe damit begonnen, das Holz zu spalten. Puh, das hätte ich lieber mal gelassen. Ich brauche deutlich mehr Kraft und Zeit als für die gleiche Menge Buche. Das Holz ist einerseits recht leicht, aber dabei unheimlich zäh. Zudem ist es noch so nass, als sei es gestern geschlagen.  Vielleicht also doch ein Unkraut?

 

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