Für einige Pflanzen suche ich seit Jahren den richtigen Platz in meinem Garten. Allen voran Sterndolde, Fingerhut und Phlox. Andere wiederum sind überraschend kompromissbereit und gedeihen an Plätzen, die eigentlich ungeeignet sein müssten: Feuchtigkeitsliebender Waldfarn und mediterraner Oregano siedeln gemeinsam an einer kleinen Trockenmauer. Oder sie suchen sich Orte an denen ich sie gar nicht hätte pflanzen können, wie die Löwenmäulchen, die sich durch kaum vorhandenen Ritzen zwischen den Terrassenplatten zwängen. Sterndolde, Fingerhut und Phlox dagegen sind schon mehrfach umgezogen und ich suche noch die richtige Mischung aus Licht und Wärme für sie.
Fingerhut
Den Fingerhut kenne ich aus dem Harz als Waldrandpflanze. Die erste gekaufte Pflanze blühte ein Jahr lang im Halbschatten und dann war sie verschwunden. Die nächsten Pflanzen blühten ein Jahr in der Sonne, dann waren auch sie verschwunden. Bei gekauften Pflanzen weiß man in der Regel nicht, wie sie aufgewachsen sind. Wo standen die Pflanzen, deren Saatgut es war? Welche Bedingungen hatten die Pflanzen, bevor sie in meinem Garten ankamen. Ein Fingerhut, der nur das Gewächshaus kennt, zögert vielleicht, sich in einem ungeschützten Garten dauerhaft niederzulassen. Ich würde mich auch nicht in jeder beliebigen Stadt wohlfühlen, obwohl es Menschen gibt, die gerne dort leben. Bei vielen Pflanzen sammele ich mittlerweile gezielt Saatgut in meiner Region und ziehe die Pflanzen selbst. Fingerhut war mir bisher immer zu giftig. Ich werde mir wohl Handschuhe in den Rucksack packen.
Phlox
Dem Phlox war es in der Sonne zu sonnig. Sein angestammter Platz wurde vom Giersch überrannt. Ich wollte dem Phlox dann etwas Gutes tun und gab ihm einen schönen sonnigen Platz im Bauerngarten. Hm, nun ja, mir ist klar geworden, wie sehr das Konzept „Bauerngarten“ eine nachträgliche Interpretation von Gemüsegarten mit Blumen ist. Wenn überhaupt, so war meine Fläche der Versuch einen Cottage Garten zu pflanzen. Doch davon demnächst an anderer Stelle mehr. Dem Phlox war es also in der Sonne zu sonnig. Nun blüht er wieder zwischen dem Giersch und ich suche nach einer wirklich passenden Lösung für diese freundlich altmodische Pflanze.
Sterndolde
Letztes Jahr blühte sie prächtig. Aber nun gibt es nur ein paar Blätter. Ich habe mich bisher zu sehr auf die Frage „Sonne Ja/Nein?“ konzentriert und andere Einflüsse außer Acht gelassen. Pflanzen brauchen mehr als Sonne, um zu gedeihen. Der Sterndolde ist es im Halbschatten zu trocken. Ich vermute, dass es an dieser Stelle auch zu dunkel ist. Für mich ist dieser Bereich ein guter Rückzugsort an heißen Sommertagen. Natürlich freue ich mich über schöne Pflanzen rings um die Gartenbank. Statt Sterndolde muss ich vielleicht eher auf Funkien setzen.
Sonne, Schatten, Feuchtigkeit – Die Mischung macht’s
– Der Fingerhut bekommt weitere Chancen und ich halte nach wilden Pflanzen Ausschau, um Saatgut von sonnigen Pflanzen aus der Region zu sammeln.
– Den Phlox werde ich erneut vom Giersch befreien. Vielleicht vergrabe ich auch eine große Wanne und versuche damit, den Giersch komplett auszusperren.
– Der Sterndolde ist es eindeutig zu trocken. Es liegt gar nicht am Halbschatten. Wie viel Sonne sie mag oder braucht, muss sich noch zeigen. Sie bekommt einen Kübel und regelmäßiges Gießwasser.
Die meisten Pflanzen sind viel kompromissbereiter als die Lehrbücher. Und gleichzeitig, was in einem Garten funktioniert, mickert zwei Dörfer weiter vor sich hin. Nicht immer liegt es allein an der Sonne. Pflanzen, die Feuchtwiesen mögen und am liebsten noch leicht sauren Boden, wie die Trollblume brauche ich gar nicht erst pflanzen. Viele Ecken meines Gartens sind eher trocken. Das lässt sich bei leichtem Schneefall ganz gut erkennen. Wo im Winter kein Schnee liegt, obwohl es kalt genug ist, fällt im Sommer auch wenig Regen.
Je mehr ich zulasse, dass Pflanzen sich von alleine ausbreiten, desto schöner blüht mein Garten. Auf Papier vorgezeichnete Pflanzpläne, selbst erdacht oder aus Empfehlungen, vermeide ich mittlerweile völlig.


Hallo Uhle!
Mir geht es ganz ähnlich! Daher freue ich mich wie ein Kind, wenn ich sehe, wieviele Pflanzen sich in meinem Garten ihren Platz suchen und dort wunderbar gedeihen. Allerdings ist es wichtig, bereits im Frühjahr und bei den Zweijährigen schon im Jahr zuvor zu erkennen, wer sich an welcher Stelle angesiedelt hat!!
Ich habe eine Vielfalt an Fingerhut, Nachtkerze, Borretsch, Vergissmeinicht, niedrige Glockenblume, Pimpinelle…Einige davon, z. B. der Fingerhut, kamen von irgendwoher… haben sich ihren Platz gesucht und sind geblieben. Der Fingerhut wächst ganz prächtig und zahlreich in den eher trockenen, sehr nährstoffarmen, halbschattigen Fugen der Pflastersteine auf meinem Hof, ebenso wie in der lockeren, humusreichen Erde im Gemüsebeet.
Auch die Nachtkerze kam überraschend und blieb und freut mich ebenso wie der Fingerhut ganz besonders. Ich kannte sie vorher nicht und ich liebe ihre herrlich gelben duftenden Blüten die vor allem in der Dämmerung zahlreiche Insekten anlocken.
Ich bin immer wieder ganz besonders angetan von allem was „wild“ in meinem Garten wächst und sich dort ausbreitet. Das ist für mich ein ganz wichtiger Schritt zu Vielfalt und Erhaltung bzw. Schaffung und Gestaltung von Lebensräumen😊
Liebe Grüße, Renate
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Ja, es ist wirklich unglaublich, was sich so alles wild ansiedelt. Wenn ich dann nachlese, welchen Standort diese Pflanze offiziell braucht, bin ich meist ziemlich baff, weil mein Garten nur wenig davon zu bieten hat.
Gerade freue ich mich besonders über rote Löwenmäulchen an einer kleinen. Über mehrere Jahre habe ich versucht, dort etwas anzusiedeln. Alles ist verschwunden oder wurde vom Giersch überrannt. Jetzt sind plötzlich Löwenmäulchen da.
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