Der Gartensommer mag vorbei sein. Das heißt nicht, dass nichts mehr blüht und gedeiht. Es sind eher die kärglichen Angebote der Gartenmärkte oder die eigene mangelnde Fantasie, die uns einreden, das Gartenjahr wäre im September zu Ende. Abgesehen von etwas Asia-Salat habe ich es in diesem Herbst zwar verpasst rechtzeitig Wintersalat und -Gemüse zu pflanzen. Aber das ist ja nur das, was ich als Gärtner mit der Fläche rund um das Haus plane oder auch versäume. Trotz der niedrigen Temperaturen, ist vieles noch möglich.
Ganz abgesehen von den Pflanzen, die von alleine in meinem Garten wachsen. Viele davon wohnen schon länger hier als ich. Und sie wachsen ganz ohne meine Hilfe oder Planung. Je länger ich mich mit dem Thema „Naturgarten“ beschäftige, desto fragwürdiger werden die Grenzen zwischen Garten, Natur und Landschaft. Meine menschliche Sicht auf diesen Garten ist nicht die einzig mögliche. Und, sie ist nicht automatisch die richtige! Mich würde interessieren, wie die Amseln den Garten wahrnehmen. Oder die Spatzenschar, die sich seit einem Jahr hier angesiedelt hat. Bücher wie „Das geflochtene Süßgras“ machen deutlich wie wenig normal die Aufteilung in Mensch einerseits und Natur andererseits ist.
Es ist eindeutig ein Wir aus Menschen, Tieren und Pflanzen. Das machen mir gerade wieder einmal die unermüdlich blühenden Pflanzen deutlich. Wie anders wäre mein Tag, ohne die letzten Cosmea-Blüten? Die leuchtenden Farben der Buche zaubern mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht. Die Pflanzen sind freundlich zu mir. Ganz ohne eigenen Gewinn stärken sie meine Seele. Das ist für mich Grund genug ebenfalls freundlich zu den Pflanzen zu sein. Ganz gleich, ob es „offizielle“ Sommerblumen, wie Cosmea sind oder „dahergelaufene“ Unkrautblüten, wie der Pyrenäenstorchschnabel oder gar solche, die nur für mich zu den Blüten zählen, wie das Herbstlaub.



