Mischkultur, Fruchtfolge und Fruchtwechsel sind in der Theorie vollständig einleuchtende Konzepte.
Mischkultur: Verschiedene Pflanzen auf einem Beet unterstützen sich.
Fruchtfolge: Anbau mehrerer Pflanzen zeitlich nacheinander auf einem Beet im Laufe eines Jahres.
Fruchtwechsel: Wechsel der Beete von Jahr zu Jahr.
Alle zwei, drei Jahre gebe ich mir einen Ruck, um die Konzepte endlich wirklich zu verstehen und meine Beete so zu sortieren, dass die Pflanzen zueinanderpassen. Ich schreibe lange Listen mit Pflanzenfamilien. Ich markiere, welche Familie ich von einer anderen trennen muss. Ich ergänze eine weitere Spalte, für die Anzahl der Jahre, bis diese Familie auf dem gleichen Beet wieder wachsen darf. Und irgendwann lande ich in einem undurchblickbaren Datendschungel. Aber hey, ich liebe Tabellen. Ich habe für alles und jedes eine Tabelle, weil es mir hilft, einen Überblick zu bekommen. Nur bei Mischkultur gelingt es mir nicht. Entweder ich muss mich auf maximal drei Pflanzenfamilien beschränken oder die Zahl der benötigten Beete steigt exponentiell.
Irgendetwas läuft hier falsch. Waren die Bauern über Jahrhunderte hinweg genial in Mathematik oder ist das Ganze viel einfacher als die heutigen Beschreibungen es darstellen? Außerdem frage ich mich, wie wichtig die Pflanzen-Nachbarn wirklich sind. Besonders, wenn ich Fotos von Beeten mit langen Kohlreihen und Ringelblumen und Zwiebeln und WasWeißIchNichtNochAlles sehe. Wachsen diese Pflanzen tatsächlich irgendwo oder sind sie nur für das Foto auf dem Beet dekoriert und kommen eigentlich alle vom Wochenmarkt?
Macht es für einen Weißkohlkopf einen Unterschied, ob er neben zahlreichen weiteren Weißkohlen wächst oder ob auch Wirsing dazwischen ist? Der Mischkulturlehre nach, sind Kohlsorten außerdem selbstunverträglich. Das heißt, ich muss im nächsten Jahr nicht nur die Pflanzenkombinationen innerhalb eines Beetes beachten, sondern auch wissen, was dort vorher wuchs. Und das möglichst über sechs Jahre und für jede Pflanzenfamilie.
Leute, das kann nicht euer Ernst sein! Weder ist das für einen Alltagsgarten umsetzbar, noch funktionieren die angebotenen Beetplaner so einfach wie behauptet.
Schließlich entscheide ich mich für Mischkultur light.
Ich nehme einen Zettel und zeichne meine fünf Beete ein. Zusätzlich gibt es die Tomatenkübel und ein sechstes Beet für Dauerkulturen. Dort wachsen Schnittlauch, Thymian, Glatte Petersilie und Pimpinelle in friedlicher Koexistenz. Auf einem zweiten Zettel notiere ich die Pflanzen, die ich anbauen möchte. Ich brauche keinen Mischkulturfruchtfolge-AllInOne-Plan. Ich muss einfach nur die zehn Salate und Gemüse, die ich tatsächlich anbaue auf meine Beete verteilen.
(1) Ich beginne mit Beet 1 und Salat. Was passt zu Salat? Fenchel ist OK. Das soll mir reichen. Mehr Platz ist in dem Beet eh nicht.
(2) So plane ich Beet für Beet. Immer nehme ich eine Hauptpflanze und schaue dann, welche anderen Pflanzen gute Nachbarn sind.
(3) Beet fünf ist für Kohl reserviert, weil dort der Fliegenschutztunnel steht. Welche Kohlsorten habe ich? Brokkoli, Wirsing, Asia-Salate (PakChoi, Red Giant). Das ist mehr, als auf das Beet passt. Ich wähle Brokkoli, Wirsing und PakChoi aus. Der Rest kommt auf die Warteliste.
(4) Was passt zur Kohlsorte Red Giant? Rote Bete ist ein guter Nachbar.
(5) Auf meiner Liste stehen noch Zucchini, Radieschen, Mangold, Sellerie, Spinat, Kapuzinerkresse. Alles lässt sich so verteilen, dass es einen guten Nachbarn hat. Der Sellerie kommt zu den Tomaten und die Kapuzinerkresse zu den Zucchini.
Auf diese Weise verteile ich alle tatsächlich geplanten Kulturen und kombiniere dabei jeweils gut verträgliche Nachbarn. Alles in Bezug auf meine tatsächlichen Pflanzen. Die Fragen, ob Gänsefußgewächse grundsätzlich zu Doldenblütlern passen und, wie viele Jahre ich nach einem Baldriangewächs das Beet ruhen lassen muss, schicke ich zum Donnerdrummel.

Ich habe das auch für einige Jahre versucht. Ich kriege das nicht hin auf Papier und verzettele mich im wahrsten Sinne. Es endete immer in zu leeren Beeten, und dann natürlich in Beeten mit zu viel Platz für Unkraut. Geerntet hab ich kaum. Ich hab dann Apps und Webseiten getestet, was das Zeug hielt. Alles auch nicht das Gelbe vom Ei. Letztes Jahr hab ich Fryd entdeckt … und noch nie so viel geernet wie in dem Jahr. Mal sehen, ob das weiterhin so klappt…
Gruß, Llewella
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Danke für den Tipp. Fryd kannte ich bis jetzt noch nicht. Ich habe gerade mal hineingelesen. Das klingt gut!
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