Ein Naturgarten braucht Zeit und die Erlaubnis sich auszubreiten

Als wir vor zehn Jahren hier einzogen, bewunderten wir oft einen Garten zwei Straßen weiter. Dort hatten sich die Blumen aus dem Garten bis in die Ritzen des Bürgersteiges ausgebreitet. Also wirklich „Blumen“ und nicht blühendes Unkraut. Es ist ein schwieriger und schmaler Grat zwischen „Natürlicher Vielfalt“ und „Verwilderte Brombeerranken mit Unkrautblüten“.

Zu dieser Zeit beschäftigte ich mich noch mit Staudenkatalogen und den Farben der verschiedensten Akeleizüchtungen. Inzwischen suchen sich die Akeleien Farben und Plätze selbst aus und auch ich habe andere Vorstellungen vom Garten. „Wiese statt Rasen“ sowie „saisonaler Gemüsebau statt mühsamer Pflege von Exoten“. Um nur zwei Stichworte zu nennen. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich das mit dem Naturgarten verstanden habe.

Und auch der Garten entfaltet sich. Die Kuckuckslichtnelke wechselt vom Blumenkübel in die Fugen der Terrassenplatten. Die Duftveilchen wachsen dort sowieso. Der Kalifornische Mohn gesellt sich zum Lavendel. Und der erste Storchschnabel hat sich nun auch bei uns im Bürgersteig eingenistet. Ja, ich könnte nachsehen, wie der Storchschnabel genau heißt. Doch was an dieser Information ist wichtig, außer, dass es nicht die dauerblühende Zuchtform ist? Es sind nie die besonderen Zuchtformen, die sich ausbreiten und einem Naturgarten seinen besonderen Charme geben.

Jedes Jahr entdecke ich neue solcher Naturecken in meinem Garten. Keine davon hätte ich aktiv pflanzen oder planen können. Aber ich kann den Pflanzen die Gelegenheit bieten, sich neue Standorte zu suchen. Solange ich jedes Fleckchen sofort jäte, wird sich nichts verändern. Außerdem lassen sich Wildstauden aus der eigenen Region ansiedeln. Gerade blüht die Waldnelke. Sie darf sich gerne weiter ausbreiten.

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