Das freundlich lilafarbene Rasenmonster

Lange war die große Rasen für mich nur die Fläche, auf der Gras wächst. Eine Art Abstandhalter, damit die anderen Gartenbereiche voneinander getrennt sind. Es hat eine Weile gedauert, bis mir klar geworden ist, dass der Rasen selbst ein eigenständiger Bereich ist. Es ist kein weißer Fleck im Garten, der den Bauerngarten von der Obstrabatte trennt. Der Rasen hat einen regen Austausch zwischen mit den angrenzenden Bereichen. Das wird deutlich, wenn ich ihn nicht regelmäßig mähe. Aber auch ohne den Bauerngarten wächst dort weit mehr als anfangs gedacht. Deshalb sage ich nicht mehr Rasen dazu, sondern Wiese. Im Frühling blühen Scharbockskraut und Duftveilchen. Später kommt (leider unausweichlich) der Gundermann dazu. Auch die Schafgarbe fühlt sich dort sehr wohl.

Seit dem Trockensommer im letzten Jahr hat sich die Mischung der Pflanzen in der großen Wiese deutlich verändert. Es war schon im Herbst zu erkennen, dass sich nicht alle Bereiche der Wiese erholt hatten. Auf einer zwei mal zwei Meter großen Fläche kehrte das Gras nicht zurück. Stattdessen bildete sich dort ein flacher Teppich aus Pyrenäenstorchschnabel. Es waren nur die Blätter zu sehen. Ungewöhnlich klein und nur wenige Zentimeter hoch. Es wirkte wie eine Invasion in Vorbereitung. Als habe der Pyrenäenstorchschnabel beschlossen, sich möglichst unauffällig zu verhalten. „Da will ich doch mal sehen, was daraus im Frühjahr wird“, dachte ich mir. Ich bin wenig überrascht, in diesem Jahr an der gleichen Stelle einen lilafarbenen Blütenteppich zu sehen. Mit Gänseblümchen durchmischt hat ich ein neues Mitglied der „Pflanzengemeinschaft Wiese“ fest etabliert.

Ich kenne den Pyrenäenstorchschnabel auch aus anderen Ecken meines Gartens bereits als fröhlich dauerblühendes und sehr wandlungsfähiges Wildkraut. Sobald er die Chance dazu hat, nutzt er die Gelegenheit, in die Höhe zu wuchern. Wenn es nur ein verstecktes Mäuerchen ist, an dem er mit dem Giersch um die Wette wuchert, dann darf er dort bleiben. Im Gemüsebeet muss er dagegen weichen. Pyrenäenstorchschnabel ist leicht zu erkennen und zu jäten. Ich sehe ihn nicht als Plage. Es ist eher eine bunte Zwischenkultur von Februar bis Mai, wenn ich die Beete für Salat und Gemüse brauche. Oder eine Art Kobold, der sich klein und winzig im Rasen einnistet. Er wirbt mit freundlichen kleinen Blüten für sich, aber wir wissen beide, dass er ohne Zögern auch zum 50 Zentimeter hohen Monster im Gemüsebeet werden kann.

4 Gedanken zu “Das freundlich lilafarbene Rasenmonster

  1. Hallo!
    Wir haben in der Wiese auch den kleinen Pyrenäen Storchschnabel. Und randlich im Übergang zu unseren Feldahornen haben sich die Rhizome des Blutstorchschnabels ausgebreitet. Die finde ich wirklich wunderschön! Aber die Mahd vertragen sie nicht so gut.
    Mir gefällt dein Ansatz der Wiese. Mich habe alle ungläubig gefragt ob ich denn wirklich nicht den Garten fräsen und einen Rasen anlegen möchte. Und nein, ich wollte nicht, und bin froh mir die blühende Vielfalt erhalten zu haben. Auch wenn ich bemerke, dass das öftere Mähen auch die Artenzusammensetzung verändert… aber alles geht eben nicht 😉
    LG Michael

    Gefällt 1 Person

    • Hallo Michael, die Artenzusammensetzung ändert sich sowieso, ganz egal ob mit oder ohne mähen. Wenn ich gar nicht mehr mähe, werden die schnellsten und kräftigsten Wucherer die Wiese unter sich aufteilen. Pyrenäenstorchschnabel, Quecke und Schafgarbe, wären die ersten die kniehoch wuchern. Das ist dann zwar alles wild, aber Monokultur wird es trotzdem. Eine Wiese statt Rasen – vor ein paar Jahren war das noch erklärungsbedürftig. Gut, dass sich das geändert hat!
      Viele Grüße, Uhle

      Gefällt 1 Person

      • Hallo Uhle, klar ändert sich dann die Zusammensetzung auch. Und danach verbuscht als nächstes die Fläche… So sah es hier 15 Jahre aus bevor wir das Grundstück wieder hörbar machten. 😉 Meine Erfahrung zeigt jedoch, dass die Quecke dann verdrängt wird und sich nicht durchsetzen kann. Außer der Standort ist ganz schlecht von den Bodeneigenschaften her..
        LG Michael

        Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..